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Analysten hatten sich im Vorgeld ein besseres Ergebnis erwartet.

Wien - Mit einer Konsolidierung des Wachstums und einer Konzentration auf den Heimmarkt Niederösterreich will der nö. Versorger EVN Erfolge einfahren. In Südosteuropa, wo bereits mehr Energie verkauft wird als in Österreich, wird weiter investiert, doch muss man auch Rückschläge hinnehmen, wie Sonder-Abschreibungen in Bulgarien zeigen. Im Gesamtjahr 2010/11 (per 30.9.) will der neue Vorstandssprecher Peter Layr operativ an das Vorjahr anschließen, der Nettogewinn könnte aber wie im Halbjahr gut ein Zehntel tiefer sein. Trotz der derzeit niedrigen Spanne zwischen Primärenergiepreisen und Strompreisen sei aus heutiger Sicht nicht an eine Veränderung der Energiepreise für die Endkunden gedacht, erklärte Layr.

Stromerzeugung geht stark zurück

Der geringe Spread hat - wie bei anderen EVU - dazu geführt, dass die EVN im ersten Geschäftshalbjahr die thermische Stromerzeugung stark zurückgefahren hat - um fast ein Viertel auf 1.747 GWh, während die Produktion aus Erneuerbarer Energie um 4,3 Prozent auf GWh anstieg. Vor allem im 2. Quartal wurde die thermische Produktion stark gebremst und vermehrt Fremdstrom zugekauft, denn zum Jahresauftakt hatte der Rückgang erst 3 Prozent betragen. "Gaskraftwerke haben es derzeit am Markt schwer", sagte Layr. Zu schaffen mache der hohe Gaspreis, der stark ölindiziert sei, obwohl dem Rohöl andere Mechanismen zugrunde lägen, all jenen, die per Langfristvertrag beziehen. Der Netzabsatz erhöhte sich im ersten Geschäftshalbjahr bei Strom leicht um 1,9 Prozent auf 11.629 GWh, bei Gas sank er deutlich um 11,5 Prozent auf 11.891 GWh.

Wie beim Verbund ist auch für die EVN die Wasser-Situation derzeit schlecht. Das Regelarbeitsvermögen liege bei nur etwa 60 bis 70 Prozent des sonst um diese Jahreszeit üblichen Wertes, sagte Layr. Damit stehe man aber noch besser da als andere EVU. Als Grund für die geringe Wasserführung nannte Layr neben den geringen Niederschlägen in jüngster Zeit auch die geringe Schneelage des vergangenen Winters.

Operativ verdiente die EVN im Halbjahr vor Abschreibungen (EBITDA) mit 324,1 Mio. Euro um 3,6 Prozent mehr, das EBIT-Wachstum wurde aber durch höhere Abschreibungen bei plus 1,4 Prozent auf 197,2 Mio. Euro eingebremst. Der Umsatz stieg im Jahresabstand um 0,3 Prozent auf 1,63 Mrd. Euro. Dass das Netto-Ergebnis um 11,7 Prozent auf 184,0 Mio. Euro absackte - stärker als von Analysten erwartet -, lag am mickrigeren Finanzergebnis: Durch geringere Beteiligungsgewinne, vor allem der niedrigeren Verbund-Dividende, ging es um 31 Prozent auf 50 Mio. Euro zurück. Dafür warf die weit über Plan liegende Tochter RAG (Rohöl-Aufsuchungs AG) mehr ab. Dies gleiche die spärlichere Verbund-Ausschüttung teils aus, außerdem rechne man damit, dass die Dividende wieder steigen werde, so Layr. Insgesamt würden diese beiden Beteiligungen aber für einen Risikoausgleich sorgen.

Licht und Schatten in Südosteuropa

Während die Probleme in Mazedonien erst kürzlich mit einem gerichtlichen Vergleich beigelegt werden konnten, musste man in Bulgarien im 1. Halbjahr im Wärme- und Gaskraftwerk-Bereich Sonder-Abschreibungen vornehmen. Wegen unabsehbarer Verzögerungen bei der Strommarktöffnung hat man das geplante 400-MW-Gaskraftwerk Plovdiv von der Projektliste gestrichen und das Grundstück in Höhe von 6,6 Mio. Euro abgewertet, sagte Vorstandsdirektor Stefan Szyszkowitz. Im Wärmebereich wurden wegen "fortgesetzter nachteiliger Regelungen durch den Regulator" am Standort TEZ Plovdiv 11,1 Mio. Euro außertourlich abgewertet.

In Bulgarien hält sich die EVN mit weiteren Investments zurück. Sollte der Staat wie angekündigt seine Drittel-Anteile an den vor Ort tätigen Versorgern EVN (sowie auch CEZ und E.ON Bulgaria) verkaufen wollen, will man sich über die jetzigen zwei Drittel hinaus nicht weiter engagieren. Die bestehende Kundenbasis halte man für ausreichend, man werde in Netz- bzw. Verteil-Gesellschaften nicht weiter investieren, sagte Stefan Szyszkowitz.

Unerwartete Probleme mit Stahl-Schweißnähten verzögern für die EVN den Start des mit der Evonik Steag errichteten Kraftwerks Walsum bei Duisburg. Durch hochmodernen, aber technisch womöglich nicht ausgereiften Stahl sind bei Testläufen Schwierigkeiten aufgetreten, die auch schon bei anderen neuen Anlagen in Deutschland aufgetreten sind. Layr sagte, die Inbetriebnahme des modernsten Kohlekraftwerks Deutschlands könnte sich dadurch um ein halbes oder ganzes Jahr verzögern, Pönalezahlungen seien vereinbart. Bei dem 820 Mio. Euro teuren Projekt ist die EVN zu 49 Prozent beteiligt. Von den 725 MW Nettoleistung soll die EVN 410 MW erhalten, der EVN-Kernaktionär EnBW 250 MW und Evonik Steag 65 MW, hieß es während der Bauphase.

Auf die Frage nach dem Kurs, den der - nach dem Land NÖ (51 Prozent) - zweitgrößte EVN-Aktionär EnBW (32,5 Prozent) derzeit verfolgt, erinnerte Layr an frühere Äußerungen des Managements der Deutschen, wonach sich EnBW vom EVN-Anteil trennen wolle, aber nicht zu jedem Preis. Der Kurs liege derzeit aber unter dem wahren Wert, zitierte Layr die EnBW: "Dem können wir durchaus zustimmen."(APA)