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Der laut Geheimdiensten und IAEO mutmaßliche syrische Reaktorbau in Dair Alzour. 2007 zerstörte Israel die Anlage aus der Luft.

Foto: AP/CIA

Wien - Deutlich wie nie zuvor fällt der neue Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien zu Syrien und dem von Israel 2007 durch einen Luftangriff zerstörten Gebäude in Dair Alzour (auch Al Kibar) aus: "Die IAEO stellt fest, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass das (...) Gebäude ein Atomreaktor war, der der IAEO deklariert hätte werden müssen" , heißt es in dem geheimen Bericht, der dem Standard vorliegt.

Das mutmaßliche Reaktorgebäude war bei seiner Zerstörung nicht fertig, und Syrien hat danach die Aufklärung behindert, indem es das Gelände rasch räumte und der IAEO nie den verlangten Zugang zum Schrott gewährte. Aber von der - von den Bauherren durch Extramauern etc. camouflierten - Auslegung der Anlage schließen die Inspektoren, dass Syrien an der Atomenergiebehörde vorbei einen Reaktor bauen wollte. Mit Bildmaterial hatten Geheimdienste kurz nach dem Bombardement zu beweisen versucht, dass die Anlage, die zur Herstellung von in Atomwaffen verwendetem Plutonium geeignet gewesen wäre, in Kooperation mit Nordkorea entstand.

Dass die syrische Führung offenbar geglaubt hat, dass die Geheimhaltung eines Reaktors überhaupt möglich ist - vor allem vom Moment an, in dem radioaktives Material eingesetzt worden wäre (von dem unklar ist, woher Syrien es nehmen wollte) -, zeigt ihren den totalen Realitätsverlust.

Syrien hat auch andere Nuklearaktivitäten durchgeführt, alles nicht besonders aufregend, aber eben vor der IAEO geheimgehalten und deshalb suspekt. Nun bleibt zu sehen, ob der Gouverneursrat den Fall an den Uno-Sicherheitsrat verweist. Das ist nicht unwahrscheinlich, denn Syrien ist zurzeit wegen seines brutalen Umgangs mit seinen Demonstranten ziemlich isoliert.

Auch beim neuen Iran-Bericht zeigt sich einmal mehr, dass unter Generalsekretär Yukiya Amano ein neuer Ton herrscht. Die IAEO formuliert nicht mehr - wie unter Amanos Vorgänger, dem Ägypter Mohamed ElBaradei - positiv, dass es keine Beweise für ein iranisches Atomwaffenprogramm gebe, sondern sagt, dass "die Agentur nicht in der Lage ist, glaubhaft versichern zu können, dass es kein nicht deklariertes nukleares Material und keine Aktivitäten im Iran gibt, und demnach den Schluss zu ziehen, dass das gesamte nukleare Material im Iran friedlichen Zwecken dient." (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 25.5.2011)