Kunst samt Bar im Kunstraum Niederösterreich.

Foto: Klasse Bonvicini

Wien - Ein junger Mann springt auf eine mobile Bühne und macht Headbanging, bis ihm so schwindlig wird, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten kann. Bevor er umkippt, schlägt On Grammel noch mit der Faust auf eine unserer "guten" Industrietomaten ein.

Monica Bonvicinis, Stefanie Seibolds und Diana Baldons Klasse für Performative Kunst und Bildhauerei der Wiener Akademie der bildenden Künste hat sich im Kunstraum Niederösterreich eingenistet und lässt es krachen. Buchstäblich. Denn für schreckhafte Gemüter ist Attila Tornyis Skulptur, die nach und nach gesprengt wird, ein einschneidendes Erlebnis. Und eine unheimlich sachliche Videoinstallation von Sasha Auerbakh zeigt den Bau bombenähnlicher Konstruktionen.

Unter dem Titel There was a job to be done, and everybody thought somebody would do it hat Bonvicinis Kunstklasse für sich selbst eine Ausstellung kuratiert. Der Titel packt das Thema Verantwortung und Initiative einer gesellschaftlichen Alternative ohne leitende Moderation an und baut aus den Exponaten eine soziale Skulptur. Dazu passend lässt Robert Müller in seinem Video die berühmte "Monadologie" des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz als Schriftfeld über einander nervös knetende Männerhände gleiten. Karoline Dausien steckt Menschen in einen schwarzen Stoffschlauch, Nora Rekade tanzt als anonyme Kapuzenfigur wie in einem Youtube-Video, Christina Gillinger liegt verkatert in einem Bett in Bukarest und lässt ihr Leben als Künstlerin mit Kind an sich vorüberziehen.

Es gibt Jobs, und es gibt eine Gesellschaft, die diese schafft oder abschafft. Und obwohl es so aussieht, als hätten sich die jungen Kunstschaffenden vor allem mit künstlerischen Arbeitsmethoden beschäftigt, stachelt aus jeder Arbeit ein kritischer Überschuss wie in Hannahlisa Kunyiks Performance, in der sie im schwarzen Glitzer-Top erst stumm auf einem Sessel sitzt, bis sie aufsteht und spricht: "Bitch, make me rich!"

Das alles ist weniger Understatement als vielmehr eine Verspottung des Attraktiven, die auf ganz unterschiedliche Art den meisten der über zwanzig Ausstellenden gemeinsam ist. Und Spott hat ja eine nicht zu unterschätzende Sprengkraft. (ploe, DER STANDARD - Printausgabe, 24. Mai 2011)