Matthias Politycki, "London für Helden. The Ale Trail". € 15,00 / 56 min. Kunstmann Verlag, München 2011

Foto: Kunstmann Verlag

Murmeltier? Oder räudiger Kater? Blech? Alter Putzlappen? Der Schriftsteller Matthias Politycki ist sich selber oft nicht sicher, was da während seiner "Pub crawl" zu London in seinem Glas schwamm und wonach das dünne englische Bier schmeckte. Manchmal war es einfach nur totes Gesöff, das wegzuschütten war (in die eigene Kehle wohlgemerkt). Der Hamburger Romancier hat sich einem Selbstversuch unterzogen. Bei einer ausgedehnten Sauftour nämlich durch die Innenstadt der Themsemetropole abseitig benamste engelländische Ale-Biersorten zu genießen.

Im East End, zwischen Tower Bridge, U-Bahn-Station Shoreditch High Street, Victoria Park und der Narrow Street eine Flussschleife weiter östlich, führte er seinem Körper in 24 Pubs zu: Biere, die nach Schokolade schmeckten und nach Zimt, nach Altmetall, Honig und oft nach gar nichts. Die "Spitfire" hießen oder "Titanic Iceberg". Doch der Duktus Polityckis, durch seine Pubtour zum Liebhaber der englischen Kapitale geworden, ist nur erträglich, weil zahlreiche atmosphärische Einspieler und Lautschnipsel von Trinktatorten die dick aufgetragene, gutgemeinte und deshalb fehlgehende Ironie verdünnend lindern.

Peter Lohmeyer ist als Sprecher eine gute Wahl. Denn schon nüchtern nuschelt der Film- und TV-Schauspieler auf prächtigfeuchte Art den Text weg. (Alexander Kluy/DER STANDARD/Printausgabe/21.05.2011)