Infrarotbilder (rechts) enthüllen den Saturn-Sturm.

Foto: Eso, Uni Oxford

Garching/Washington - Normalerweise geht es in der Atmosphäre des Ringplaneten Saturn recht ruhig zu. Doch alle 30 Erdenjahre - das entspricht etwa einem Saturnjahr - fegt ein Monstersturm über den Planeten. Mit dem "Very Large Telescope" (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) und der Raumsonde "Cassini" haben Astronomen jetzt detailliert in diesen Monstersturm geblickt. Dabei entdeckten sie unter anderem sogenannte stratosphärische Leuchtfeuer, die in der Wärmestrahlung des mittleren Infrarots heller leuchten können als der ganze übrige Planet, wie die Forscher im US-Fachjournal Science berichten.

Astronomen haben wiederholt solche Stürme beobachtet, doch nie waren die Bedingungen so gut wie in diesem Jahr: Erstmals ist mit "Cassini" eine Raumsonde in unmittelbar Nähe. Und erstmals erlaubt das VLT eine Beobachtung im besonders interessanten Wellenlängenbereich des mittleren Infrarots.

Gravierende Temperaturänderungen

"Mithilfe der Wärmestrahlung konnten wir diesmal viel tiefer in die Atmosphäre schauen und die gravierenden Temperaturänderungen und Windgeschwindigkeiten des Sturms messen", betont der federführende Autor der Untersuchung, Leigh Fletcher von der Universität Oxford. "Unsere Beobachtungen haben gezeigt, dass der Sturm einen deutlich nachweisbaren Einfluss auf die gesamte Saturnatmosphäre hat."

Selbst einige hundert Kilometer über der Wolkendecke habe der Sturm noch Auswirkungen: Durch ihn sei die normalerweise minus 130 Grad Celsius kalte Stratosphäre mancherorts 15 bis 20 Grad wärmer. Diese erstmals beobachteten Phänomene bekamen den Namen stratosphärische Leuchtfeuer. Ob sie regelmäßig auftreten, sollen weitere Beobachtungen klären. (tasch, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 20.05.2011)