Nur mehr eine Spaßpartei tritt bei der diesjährigen ÖH-Wahl an.

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Wien - Weißbier am Uni-Buffet oder Studiengebühren für das eigene Privatkonto: Forderungen wie diese vermisst man bei den diesjährigen Wahlen zur Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH). Gehörten in den vergangenen Jahrzehnten Jux-Fraktionen wie "Unabhängige Bierliste", "Die Rebellen vom Liang Shan Po" oder die "Penner und Versager" zum Wahlkampf dazu, sucht man mit Augenzwinkern antretende Listen heuer vergeblich. Es scheint Schluss mit lustig - nur an der Uni Linz lebt mit "No Ma'am" noch ein Dinosaurier aus der Spaß-Fraktionen-Zeit weiter.

"Ernste Anliegen"

Doch als letzte verbliebene Jux-Gruppe wollen "No Ma'am" nicht herhalten - immerhin tritt man für "ernste Anliegen" ein, allem voran für Weltfrieden. Dreilagiges Toilettenpapier, Frischfisch für den Uniteich, 0,5-Liter-Kaltgetränke freitags in der Mensa und Epilepsiewarnungen für den "ungut giftgrünen Science Park" stehen auch im aktuellen Wahlprogramm. Der Grund für das Antreten bei den ÖH-Wahlen ist einfach: "Wir brauchen das Mandat, damit wir ein Mensa-Fest organisieren können", erzählte Spitzenkandidat Manuel Hemetsberger im APA-Gespräch. Der 21-jährige Hemetsberger ist seit eineinhalb Jahren dabei und präsentiert sich im Wahlkampf als "Der Schurke mit der Gurke". Wie er zu dem Spitznamen gekommen ist, will er auf Anraten seines Bruders und Pressesprechers nicht sagen, das sei zu privat.

20 Leute sind derzeit aktiv bei den No Ma'am-lern beteiligt, mit "Gründungsvätern" kommen sie auf bis zu 50 Leute. Seit ihrer Gründung 1997 haben sie ein Mandat in der Universitätsvertretung inne, so der "Schurke", nächstes Jahr feiern sie 15-jähriges Jubiläum - und streben die Anerkennung als "immaterielles Weltkulturerbe" an. Im Wahlkampf wolle man "anderen Fraktionen konstruktiv Kritik geben und sinnlose Argumente aufzeigen". In Anspielung auf den Wahlslogan der Fachschaftsliste Unabhängige Studentinnen- und Studentenunion (ÖSU), "Bewegen statt reden", wirbt No Ma'am so mit "Einen heben statt reden". Generell steht der Alkohol auf der Prioritätenliste ganz oben: Die vielen Werbeflyer in der Mensa, vor allem zu Wahlkampfzeiten, würden Reizüberflutung und Papierverschwendung bewirken. Lösung: "Weniger Papier, mehr Bier".

"Penner und Versager"

In der Blütezeit der Jux-Fraktionen fand sich Bier auf der Forderungsliste vieler Fraktionen, darunter auf jener der "Unabhängigen Bierliste" und der "Pfiff-Partei". Andere Anliegen hatte 2003 der Wiener Elektrotechnik-Student Peter Kraker, der mit gleich zwei Listen antrat - als "Saddam Hussein" sowie "George W. Bush" wollte er abtesten, welche der beiden Personen bei den österreichischen Studenten beliebter ist. 1995 kandidierte er bereits als "Forrest Gump" und erreichte knapp ein Prozent. In etwa das gleiche Ergebnis verbuchte er 2001 als "James Bond - 007" - Hauptforderung damals: "Überweisung der Studiengebühren auf mein Privatkonto".

Eine der erfolgreichsten Jux-Listen waren "Die Rebellen vom Liang Shan Po": Sie errangen 1985 sogar zwei Mandate - die sie nachher öffentlich versteigerten. Auch 1987 und 1989 konnten sie einen Sitz im Studentenparlament erobern, das gleiche schafften in beiden Jahren die "Penner und Versager". Letztere schliefen im Wahlkampf durchaus erfolgreich mit Zipfelhauben in Betten vor der Uni. (APA)