Manager-Gagen in Österreich.

Grafik: STANDARD

Die Krise ist vorbei. Definitiv, wenn es um die Gehaltszettel der heimischen Führungsriege geht. Nicht nur die Vorstände der 20 im heimischen Leitindex ATX vertretenen Börsenfirmen konnten 2010 fast 20 Prozent mehr nach Hause tragen, durchschnittlich waren das 1,15 Mio. Euro. Banker haben sich sogar bis zu 80 Prozent mehr gegönnt - Erste-Group-Vorstandschef Andreas Treichl hatte sich mit seinen rund 2,8 Mio. Euro für 2010 unlängst wieder in die Schlagzeilen gebracht. Auch die Einkommen der Mehrheit der Topmanager, ihres Mittelmanagements und ihrer Abteilungsleiter haben wieder das Niveau von 2008 erreicht, nachdem das Krisenjahr 2009 spürbaren Gagenverlust gebracht hatte.

Laut aktueller Erhebung des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF), ein Freiwilligen-Berufsverband, verdienten Spitzenmanager in Österreich durchschnittlich 186.200 Euro (das sind 10.000 Euro Plus zum Vorjahr), Mittelmanager 110.200 Euro (plus 3000 Euro) und Abteilungsleiter 80.400 Euro (plus 2000 Euro). In Pharma, Papier und Chemie ist am besten zu verdienen.

Öffentliche Hand

Frauen verdienen mit 109.000 Jahresbrutto in Spitzenpositionen deutlich weniger als Männer. Dies liege laut WdF allerdings daran, dass sie in ertragsschwächeren und kleineren Unternehmen beschäftigt sind, welche ein insgesamt niedrigeres Gehaltsniveau haben, denn: Am besten zahlen börsennotierte Unternehmen der öffentlichen Hand (1. Ebene: 320.000 Euro), gefolgt von ausländischen Privatunternehmen (195.000 Euro für Chefs). In eigentümergeführten Unternehmen seien die Verträge länger, je mehr Konzern, desto kürzer der Vertrag und desto höher das "Schmerzensgeld".

Dass Österreichs Führungslandschaft männlich ist, blieb unbestritten, heftig bestritten wurde am Mittwoch vom WdF aber gehaltliche Abgehobenheit der Manager in Österreich. Die Obersten verdienen demnach knapp siebenmal so viel wie die Mitarbeiter im Durchschnitt, Abteilungschefs das Dreifache.

Schaut man da auf die Vorstandsgagen der ATX-Unternehmen, dann hat der Vorstand allerdings das 41-Fache der Mitarbeiter. Vom aktuellen Wert in den USA, wo Chief Executive Officers derzeit 343-mal so viel verdienen wie der Durchschnitt ihrer Belegschaft, ist Österreich damit zwar ein gutes Stück entfernt. Allerdings, sagt der Entlohnungsfachmann der Personalberatung Neumann International, Conrad Pramböck (auch er beliefert Personalchefs mit Gehaltseinordnungen und Studien), sei bei der Spitzenliga in Österreich eine "gewisse Abgehobenheit" nicht ganz wegzudiskutieren.

Politiker nicht hochbezahlt

Politiker gehören übrigens nicht dazu, sie verdienen etwa so viel wie die Geschäftsleitung in großen KMUs - auch wenn zuletzt die Aufregung über die 200.000 Jahresbrutto des 24-jährigen neuen Integrationsstaatssekretärs Sebastian Kurz recht groß war.

Pramböck meint damit die Gagen ab 700.000 Jahresbrutto aufwärts, zu denen noch Stock Options und Pensionszahlungen bis zur Hälfte des Aktivgehaltes kommen.

Stock Options, so wiederum das WdF, seien kein flächendeckendes Phänomen in Österreich, allerdings erhalte die Mehrheit der Manager Bonuszahlungen - in der ersten Ebene wirkte 2010 dieser Zusatz mit durchschnittlich 55.000 aufs Konto. Überwiegend wurde und wird bar gezahlt. Die Kennzahlen dafür sind nach wie vor: Gewinn und Zielerreichung - es hat sich also seit der Krise, während der viel über ein neues Kennzahlensystem für den Bonus diskutiert wurde, nichts geändert. "Nach der Krise ist offenbar vor der Krise", merkt Conrad Pramböck an.

Zu den neuen Regeln für Bonuszahlungen in Banken, die risikominimierend wirken sollen, indem nur mehr die Hälfte bar gezahlt wird, verweist er auf "beste Anwälte und Steuerberater". Strukturelle Änderungen: keine. Lösung: findiges Umgehen oder Ignorieren, heißt es in der Beraterbranche.

"Sobald man weiß, was jemand im Management verdient, ist es zu viel", fasst Pramböck die österreichische Geldkultur zusammen. Dass rund 20.000 Euro Jahresbrutto für Aufsichtsräte (ein Viertel des Europaschnitts) zu wenig seien, sagt aber auch er. Die Erste Group hat schon gehandelt und die Aufsehergagen verdoppelt. (Karin Bauer/DER STANDARD; Printausgabe, 19.5.2011)