Wie man schleichen kann übers Berchtesgadener Land und trotzdem alle Augen auf sich zieht, bewies die erste Testfahrt mit dem Panamera S hybrid. Mehr als 8,1 l / 100 km waren nicht drin - und dabei wurden die 380 PS nicht nur geschont

Je fetter der Porsche, desto weniger frisst er. Diese Gleichung scheint aufzugehen, wenn man den Cayenne S hybrid oder jetzt den neuen Panamera S hybrid betrachtet. Was der eine kann, sollte dem anderen nicht schwerer fallen, nachdem schließlich derselbe Motor verbaut wurde und die Herren und Damen Ingenieure um ein paar Monate schlauer geworden waren. Daher übertrifft der Panamera den Cayenne um ein paar Zehntel da und dort, was aber nur in der inoffiziellen Weltmeisterschaft des Spritsparens auf höchstem Niveau zum Tragen kommt.

Foto: Werk

Jedenfalls darf sich der Panamera S hybrid rühmen, nicht nur der knausrigste Porsche ever zu sein, sondern auch alle anderen Luxus-Vollhybride in den Schatten zu stellen. Normverbrauch mit Spritsparreifen: 6,8 l / 100 km. Die Praxis der ersten Testfahrten ergab Schnitte zwischen 7,1 und 8,9 Liter, und ich finde es eigentlich schade, dass wir die ganze Zeit nur über die Trinkgewohnheiten des eleganten Tieres sprechen.

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Der Panamera hebt die Tugenden des 911 in Gestalt und Wuchs um zwei Personen an, ohne die kraftstrotzenden Linien des kleinen Bissigen zu verlieren, auch wenn er sie ein wenig weicher und friedlicher interpretiert.

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Innen lässt sich das vermögende Paar links und rechts neben die mächtige, leicht gepfeilte Mittelkonsole gleiten, die alles darreicht, was das Leben in beschleunigten Bahnen zu bieten hat. Hier versammeln sich Fahrdynamiksysteme, Komfortprogramme und Entertainmentknöpfchen auf höchster Ebene gekrönt vom Kommandostick der 8-Gang-Automatik. Der filetiert die Systemkraft von 380 PS, zu der ein V6-Benziner zu 333 PS und ein E-Motor für den Rest beitragen.

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Und wenn man nicht auf Sparkurs ist, dann entfachen die beiden ein hübsches Feuerchen von Performance, dessen flinke Wechselspiele man in diversen Grafiken am zentralen Bildschirm atemlos verfolgen kann. Der parallele Vollhybrid mit Trennkupplung erlaubt es, die beiden PS-Zahlen zu addieren, woraus sich eine Systemleistung von 380 PS errechnet. Früh überreicht mit dem molligen Drehmoment von 580 Nm. 

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Die Trennkupplung löst diese Verbindung, wenn man in langsamer Fahrt (bis 85 km/h) rein elektrisch dahinschwebt oder bis 165 km/h vom Gas geht. Dann schaltet der Benzinmotor nicht nur ab, sondern wird auch von der 8-Gang-Automatik genommen, was Schleppmomentverluste verhindert.
Ruckfrei "segeln"

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Der Panamera "segelt" dann, wie die Seebären von Porsche sagen, solange bis der Wunsch nach mehr Geschwindigkeit den Kompressormotor erneut entfacht. Was sich natürlich vollkommen ruckfrei vollzieht. Ein allerzartester Gasfuß kann den E-Modus überhaupt häufig locken, in einem Stück gehen sich etwa zwei Kilometer rein elektrisch aus. Aber dann wird der Panamera von erstaunten Mofafahrern oder kopfschüttelnden Hyundai-i10-Piloten überholt, was auch nicht ganz im Sinne des Erfinders sein kann.

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Dem Panamera Erfolg zu prophezeien ist nicht schwer, bemäntelt der Schriftzug "hybrid" am Heck doch den grundsätzlich saturierten Auftritt des Fahrzeugs und weist Fahrerin oder Fahrer die Vernunft reiner Denkungsart zu. Doch dräut weit draußen am Horizont ein Gegner aus den eigenen Reihen, der Verbrauch und CO2-Ausstoß noch weiter unterfährt.
Ein Panamera Diesel wird kommen - und der wird noch weniger Futter brauchen.

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Man munkelt von 6,3 Liter, ein unerhörter Wert für eine knapp zwei Tonnen schwere, 270 km/h schnelle Luxuslimousine. Bis dahin muss der Panamera-S-hybrid-Besitzer einen Teil des Kofferraums der Nickelmetallhydrid-Batterie opfern und mit ihr und dem Elektromotor 220 Kilogramm mehr mit an Bord nehmen. Das schlägt sich im Alltag zwar nicht merkbar zu Buche, es wird aber eben auch ohne gehen. Die USA werden den Hybrid-Panamera begeistert adoptieren und den Hauptmarkt bilden, gefolgt von Deutschland und dem Rest der Welt.

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Knapp 117.000 Euro bilden für viele Österreicher wahrscheinlich eine zu hohe Schwelle, um als Panamera-hybrid-Musterland in die Geschichte einzugehen. (Andreas Hochstöger/DER STANDARD/Automobil/13.05.2011)

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