"Ein Direktor ist heute de facto oft schlechter entlohnt als ein Lehrer mit ein paar Überstunden", sagt Slanar, Sprecher der BMHS-Direktoren.

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Wien - Das Interesse am Job als Direktor einer AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schule (BMHS) nimmt ab. Seit 2006 wurden 51 Schulleiterposten an BMHS ausgeschrieben, in 17 Fällen gab es dabei nur drei Bewerber, in 15 Fällen überhaupt nur einen, zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen durch Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ). An den AHS gab es immerhin für 40 der 88 ausgeschriebenen Stellen mehr als drei Interessenten, für 21 Fälle indes nur einen einzigen. Auch wenn laut Ministerium aus diesen Zahlen "kein genereller Rückschluss auf ein zu viel oder zu wenig an Bewerbungen" möglich sei, spricht der Vorsitzende der AHS-Direktoren, Wilhelm Zillner, gegenüber der APA von einem "deutlichen Rückgang".

Viel Aufwand für wenig Geld

Allerdings müsse man dabei zwischen Stadt und ländlichem Gebiet unterscheiden. Denn während es in Wien oft "eine ganze Fülle an Bewerbern" gebe, seien es anderswo "häufig nur drei oder weniger". Als Gründe nennt Zillner eine im Verhältnis zum Aufwand schlechte Bezahlung und "das Gefühl, nicht unterstützt zu werden". Bei der Fülle an Aufgaben - von der Aufteilung der Finanzen über den Umgang mit gesellschaftlichen Problemen bis zur Umsetzung schulpolitischer Reformen - würden manche sagen: "Das tu ich mir nicht an", so der Direktor des BRG/BORG Kirchdorf an der Krems in Oberösterreich.

"Die Anzahl der Bewerber ist nicht begeisternd hoch", kommentiert auch der Sprecher der Wiener BMHS-Direktoren Peter Slanar die Zahl der Job-Interessenten. Und auch der Bundesvorsitzende der BMHS-Direktoren Max Dirisamer spricht von einer "gewissen Unzufriedenheit" unter seinen Kollegen. Von einer Krise könne man aber derzeit "sicher nicht" sprechen. "Im Durchschnitt passt es", sagt er und verweist darauf, dass es eben Schulen gebe, die für den Posten als Direktor interessanter oder weniger interessant seien - und zwar unabhängig von der Lage in der Stadt oder am Land.

Direktorn müssen auch unterrichten

Slanar selbst zeigt Verständnis für das abnehmende Interesse: Die "Motivation" müsse heute schon sehr hoch sein, denn "ein Direktor ist heute de facto oft schlechter entlohnt als ein Lehrer mit ein paar Überstunden". In Schulen mit weniger als 40 Klassen könne sich der Direktor nicht einmal auf seine Managementaufgaben konzentrieren, weil er zusätzlich unterrichten müsse.

Mehr Mitsprache bei der Lehrerauswahl, wie sie Schmied bereits angekündigt hat, würde Zillner befürworten. Diese Möglichkeit gebe es vielerorts schon jetzt, so Zillner. So könnten etwa in Oberösterreich die Schulleiter genaue Präferenzen angeben, etwa was die Fächerkombination des Kandidaten angeht. "Das halte ich für guten Stil."

Bewerbungsverfahren wie in der Wirtschaft gewünscht

Aus Dirisamers Sicht müsste eine Reform unterdessen weiter gehen, gerade an den BMHS hätten Direktoren aufgrund der starken Differenzierung schon jetzt "sehr großen Einfluss. Gegen meinen Willen wird niemand Lehrer an meiner Schule". Er wünscht sich allerdings bessere Entscheidungsgrundlagen für die Personalauswahl: "Wir möchten Bewerbungsverfahren, wie sie in der Wirtschaft üblich sind, vielleicht auch verkürzte Assessment Center", betont er. Denn Kriterien wie die Noten bei der Ausbildung oder die Beurteilungen von Praktika seien nur wenig aussagekräftig. Eine Zuweisung von Lehrern durch den Landesschulrat ohne Einbindung der Direktoren sieht er kritisch. "Es kann kein Kriterium sein, wie lange jemand auf einer Warteliste steht." (APA)