Ich war wirklich gut drauf an diesem Tag. Feierte ich doch (ganz wie Zsa Zsa Gabor zum wiederholten Male) meinen 39. Geburtstag, ein guter Grund, sich freizunehmen. Die Zeit bis zum abendlichen Hofhalten im Holy Moly! vertrieb ich mir unter anderem beim Frisör, im Kaffeehaus und natürlich sehr entspannt in mehreren Schuhgeschäften.

Nachmittags wurde ich von der VW-Werkstätte in der Tigergasse angerufen, mein Golf sei abholbereit. Eine Riesendelle rechts vorn an der Stoßstange musste gerichtet werden. Das Cut wurde meinem Auto auf einem Parkplatz verpasst, der Lenker hat sich verdrückt. "Typisches Stadtautoschicksal", meinte der Mechaniker. Ich bezahlte die Rechnung, die Dame an der Kassa drückte mir ein Parkticket in die Hand und sagte, "ihr Auto wartet in der Parkgarage".

Dort war es dunkel und unheimlich. Ich war froh, das Auto gefunden zu haben und fuhr aus der Garage, ich war so gut drauf. Das Auto roch wie neu, schnell ein Anruf, auch die Erzeuger und Sponsoren sollten wissen: Auto ist wieder voll super. Als ich es zu Hause abstellte und glücklich umkreiste, war ich sehr plötzlich ganz schlecht drauf. Eine Riesendelle rechts vorn? Hallo? Alles hin?

Ich fuhr zurück in die Tigergasse, dort war man ratlos und ich den Tränen nahe - nein, ich habe geweint: "Und das zu meinem Geburtstag." Herr Strobl, der Mechaniker, schaute mich lange prüfend an und kam zum Schluss: "Diese Tränen lügen nicht." Seine Erklärung war schlüssig. "In der Parkgarage muss sich wohl jemand verschätzt haben, alles andere wäre geschäftsschädigend." Vier Tage später hatte ich eine neue Stoßstange (auf Kosten des Händlers und völlig unbürokratisch) und VW-Tigergasse hat seitdem eine ewige Kundin. Ich bin jetzt echt gut drauf. (Jutta Kroisleitner/DER STANDARD/Automobil/13.05.2011)