Dank an Zinggl-Kritiker Schrage: Matthias Fiegl.

Foto: Rottenberg

Neulich musste ich meine Kinder in der Neubaugasse abholen und habe mich mit meinem Auto in eine zu kleine Parklücke zu drängen versucht - mit dem Ergebnis, dass ich halb auf der Fahrradspur stand. Ich saß für ein paar Minuten wartend im Auto. Da kam ein junger sympathisch aussehender Fahrradfahrer und - siehe da - fotografierte mehrmals mein Auto demonstrativ mit seinem iPhone. Nicht dass ich (als Lomograph) etwas dagegen hätte, dass man mich fotografiert, aber die dahinterliegende Idee des jungen Mannes störte mich gewaltig: Beweise sammeln, anzeigen, jemand der Gerechtigkeit zuführen!

Dennoch bewegte ich meinen Wagen ein paar Meter weiter in eine nun freigewordene echte Parklücke, ich war ja wirklich ein Hindernis für die Radfahrer (der ich ja selbst auch oft bin!). Doch der junge Mann hätte wohl besser in alter grüner Tradition einen freundlichen, respektvollen und wohlwollenden Diskurs mit mir starten sollen, mich überzeugen sollen. Dann hätte ich einmal mehr mit vollem Herzen Grün wählen können (als ehemaliger Mitarbeiter im grünen Parlamentsklub), mit voller Überzeugung, den richtigen Leuten die politische Macht für unsere Gesellschaft und unsere Kinder zu übertragen.

Ähnlich verhält es sich mit der Art und Weise, wie Wolfgang Zinggl mit Peter Noever und Gerald Matt umgeht. Anzeigen statt Überzeugen, Staatsanwalt statt Podiumsdiskussion, Recht sprechen statt kulturpolitische Programme entwickeln bzw. weiterzuentwickeln.

Zu Matt und Noever und ihrem umfassenden Beitrag zur österreichischen Kulturlandschaft wurden zum Glück schon die richtigen Kommentare abgegeben - von grüner Seite (siehe Dieter Schrages Gastkommentar) und vonseiten vieler Künstler, Philosophen und Journalisten international (siehe www.propeternoever.at). Deshalb nochmal einfach zusammengefasst und dem Wolfgang Zinggl und den Grünen freundlich ans Herz gelegt: Strafanzeigen ersetzen keine Kulturpolitik, populistischer Justizaktionismus nicht die Liebe zur Kunst! Zum Glück leben wir in einem Rechtsstaat und haben unabhängige Richter, die Urteile sprechen, und nicht Politiker!

Bitte macht euch mit solchen kurzsichtigen Aktionen nicht unwählbar, ihr Grünen, nicht nur für mich, sondern auch für die große Mehrheit eurer Stammwähler.  (Matthias Fiegl  / DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2011)