Was am Sonntag auf dem Heldenplatz begann, soll am Ring angeblich von der Polizei rabiat beendet worden sein: die Demonstration gegen das "Totengedenken" von Burschenschaftern

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Wien - Bis 22 Uhr war alles noch recht friedlich am Sonntagabend. Nach dem "Totengedenken" auf dem Heldenplatz waren die teilnehmenden Burschenschafter in ein Lokal in Wiens Innenstadt marschiert, vor dem sich dann Gegendemonstranten skandierend versammelten. Doch kurz darauf soll die Situation eskaliert sein und die Polizei hart gegen die Protestierenden eingeschritten sein, behaupten Teilnehmer.

Zur Vorgeschichte: Gegen 21 Uhr waren sich Burschenschafter und Gegendemonstranten noch am Burgtor gegenübergestanden - getrennt von der Polizei. Dort flogen vonseiten der Protestierenden einige Knallkörper ins "Niemandsland", Kartoffeln und Eier wurden ebenfalls geworfen.

Auch eine gute Stunde später trennten Tretgitter und eine Linie Polizisten die beiden Gruppen. Wurfgegenstände wurden zunächst nicht mehr eingesetzt. Gegen 21.45 Uhr fasste die Polizei allerdings einen der Teilnehmer aus der Menge, da er einen Gegenstand gegen das Lokal geschleudert haben soll. Dann begann sich die unangemeldete Demonstration langsam aufzulösen.

Ab diesem Zeitpunkt gehen die Schilderungen auseinander. Zeugen berichten, dass die Polizei begann, die Menschen Richtung Ringstraße abzudrängen. Dann soll es hektisch geworden sein: Die Beamten sollen die Menschen über die Straße getrieben und auch zu Boden geschubst haben.

Im Internet kursiert auch ein 28 Sekunden langes Video, auf dem die Festnahme eines Radfahrers zu sehen ist. Der Mann wird von Polizisten zu Boden gebracht, anschließend scheint ihm sein Rad nachgeschmissen zu werden.

 

Bei der Polizei bestreitet man aber, dass es sich um einen Übergriff gehandelt habe. "Der Betroffene hat beim Schottentor den Verkehr blockiert. Als er aufgefordert wurde weiterzugehen, begann er die Beamten zu beschimpfen und auf sie hinzutreten. Schließlich wurde er unter Anwendung von Körperkraft um 22.05 Uhr festgenommen", sagt Polizeisprecher Mario Hejl.

Vorgeworfen werde dem Mann die Störung der öffentlichen Ordnung, Lärmerregung und "vorschriftswidriges Verhalten eines Fußgängers". Um 1.30 Uhr sei er wieder entlassen worden. Dass der Einsatz bei diesen Verwaltungsübertretungen übers Ziel geschossen sei, sieht er nicht so. Es sei bisher auch keine Beschwerde bei der Behörde eingegangen, betont Hejl. Man werde sich den Fall aber noch einmal näher ansehen.

Tatsächlich bestätigen andere Instanzen nicht immer behauptete Übergriffe. Im Fall der WKR-Demo im Vorjahr, als Protestierende Stunden in einem Polizeikessel festgehalten worden sind, hat der Unabhängige Verwaltungssenat Wien bisher bei fast alle Beschwerden entschieden, dass die Polizei rechtskonform agiert hat. (Michael Möseneder, DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2011)