Der Hof 2 im Alten-AKH, dem Campus der Uni Wien. Die Kommunistischen StudentInnen, also genauer der Kommunistische StudentInnen Verband - Linke Liste (KSV-LiLi), werben um Stimmen. Nur wenige Studierende finden sich zu dem Stand vor dem Hörsaalgebäude. Es ist ein sonniger Vormittag, viele schwirren vorbei ohne die Kommunisten wahrzunehmen. Für den KSV-LiLi treten Julia Kraus (links) und Sissi Luif als Spitzenkandidatinnen an.

Foto: derStandard.at/Pumberger

Seitdem sich der KSV vor ein paar Jahren gespalten hat, ist die Verwirrung groß. Der KSV-Lili ist vor allem in Wien stark, hier tritt er an den Unis an, hier sitzt er in der Universitätsvertretung und bildet gemeinsam mit GRAS und VSStÖ die Exekutive. Die stärke an der Uni Wien verschaffte den Jungkommunisten auch ein Mandat in der Bundesvertretung. Dieses wollen sie nun halten, wenn möglich ihre Stimmen ausbauen.

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Für den KSV-Lili ist die Uni aber nicht einfach eine Uni. "There is no such thing as a single issue struggle", steht auf den Plakaten der Studierendenfraktion. Gesamtgesellschaftlich ist daher auch der Anspruch. "Wir sehen die Unis nicht als abgekapselten Raum", sagt Kraus. Laut einem Flyer ist der KSV-Lili, radikaldemokratisch, feministisch, emanzipiatorisch, marxistisch, kritisch, kreativ und antifaschistisch bzw. antirassistisch. Viele der Schlagworte würde auch der KSV, der nur an den anderen Unis als solcher antreten darf, unterschreiben. Was unterscheidet nun die einen von den anderen Kommunisten? "Wir sind undogmatisch und antihierarchisch", sagt Kraus. Luif ergänzt: "Wir arbeiten auch mit anderen linken Gruppierungen zusammen." Das wird auch an dem Namenszusatz "Linke Liste" deutlich.

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Im Gegensatz zum KSV beansprucht der KSV-LiLi eine "Weiterentwicklung" in der Theorie. Was die Verwirrung perfekt macht, ist der Umstand, dass der KSV-LiLi von der Bundes-KPÖ unterstützt wird, der KSV hingegen von der steirischen KP. Das Sinnbild der zerstrittenen Linken wird in der Studentenpolitik nur allzu deutlich. Nur unweigerlich fallen die Gruppen durch unterschiedliche Positionen auf. Auf Wahlkabine.at ist dies genau eine Forderung: die Frage, ob Vermögenssteuern direkt für das Hochschulbudget verwendet werden sollen oder nicht. Der KSV-LiLi ist dagegen, der KSV dafür.

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Vor allem an der Uni Wien aktiv, fallen den KSV-LiLi-AktivistInnen einige Kritikpunkt auf. Es gebe zu wenig selbstverwaltete Räume, die Unis als Lebensraum wird zu wenig wahrgenommen. Das fällt zum Beispiel auch bei den Lokalen in Hof 1 des Uni-Campus auf. Deswegen war es den StudierendenvertreterInnen des KSV-LiLi an der Uni Wien das Projekt "Cafe Rosa" so wichtig. Dies genüge jedoch nicht. "Es ist weiter wichtig, dass es solche Räume gibt", so Julia Krauss. Luif: "Es wäre Aufgabe der Unis". Kritik üben Krauss und Luif auch an den Gedenkschildern im Campus, gegenüber dem Bethaus. Diese ist schlecht sichtbar gegen einen Baum gerichtet.

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Kritik kommt von der Spitzenkandidatin Julia Kraus auch an den zunehmenden Sicherheitsmaßnahmen an der Uni Wien. So hätten seit den Besetzungen im Herbst 2009 die Anzahl der Securities und der Überwachungskameras an den Unis zugenommen. "Das verändert das Klima", sagt Luif. Kraus ergänzt: "Wir wollen keine Sicherheitsdienste, keinen Generalverdacht." Generell haben laut den Spitenzkandidatinnen die Proteste jedoch dazu beigetragen, dass Bildung stärker wahrgenommen werde.

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Kritik äußert Kraus auch an der derzeitigen ÖH-Führung: "Medienwirksame Inszenierung reicht nicht aus", sagt Kraus. Durch die Abschaffung der Direktwahl sei die ÖH-Führung geschwächt worden. Im ÖH-Wahlkampf will der KSV-LiLi auch noch auf der Hauptuni werben, Vorträge und ein Fest organisieren. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 17.5.2011)

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