Tina Widmann, Salzburger Landesrätin: "Es fehlt der Mut auf beiden Seiten."

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Mladen Krndić wurde vom Bürgermeister Heinz Schaden eingeladen politisch tätig zu werden.

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Salzburger Landtagsabgeordnete Gudrun Mosler-Törnström: "Die Österreicher mögen, was sie kennen."

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Es gibt auch Nachwuchs: Tarik Mete ist Landesvorsitzender der JUSOS in Salzburg.

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Sankt Johann im Pongau als Pionierstadt der politischen Integration zu bezeichnen wäre vielleicht etwas überzogen. Dass dort aber tatsächlich ein Politiker mit ausländischen Wurzeln als Gemeindevertreter tätig ist, ist im Bundesland Salzburg trotzdem eine Rarität. Vor allem auf lokaler Ebene finden sich nämlich äußerst wenige Repräsentanten von Menschen mit Migrationshintergrund. An der ethnischen Homogenität des Bundeslandes kann es nicht liegen, schließlich ist jeder fünfte Salzburger ausländischer Herkunft.

Unsichtbare Hürden

"Eigentlich gab es keine Hürden für mich politisch aktiv zu werden.", meint Askin Karadeniz, der in Österreich geboren wurde und seit 2007 für die SPÖ als Gemeindevertreter in Sankt Johann tätig ist. Auch andere Politiker mit Migrationshintergrund denken nicht, dass ihnen Steine in den Weg gelegt wurden. Manchmal passierte sogar das Gegenteil: "Mich hat Bürgermeister Heinz Schaden direkt angesprochen und eingeladen politisch tätig zu werden.", berichtet Mladen Krndić, Gemeinderat in der Stadt Salzburg. Trotzdem berichten die meisten Politiker in Salzburg, die nicht-österreichischer Herkunft sind, von "fehlender Akzeptanz der Aufnahmegesellschaft" oder von "der konservativen Gesellschaft, in der die Parteien ihre Stammklientel nicht verschrecken wollen". Womöglich bringt es Tina Widmann, gebürtige Deutsche und heute Salzburger Landesrätin, auf den Punkt: "Es fehlt der Mut auf beiden Seiten."

Studien zufolge sind Migranten in Österreich interessierter an Politik als alteingesessene Österreicher. Auffallend ist aber, dass dieses Interesse bei der zweiten Generation der Zuwanderer geringer wird und sich den "österreichischen" Werten annähert.

Man wählt, "was man kennt"

Die Salzburger Landtagsabgeordnete Gudrun Mosler-Törnström glaubt, dass die Unterrepräsentierung von Migranten in Österreich vor allem daran liege, dass "die Österreicher mögen, was sie kennen". Sie hat selber viele Jahre in Schweden gelebt und glaubt, dass dort die Neugier für das Unbekannte und Neue größer als in Österreich sei, merkt allerdings auch an, dass es in den letzten Jahren schwieriger für Zugewanderte wurde akzeptiert zu werden.

Ein genauer Blick Richtung (einstiger) Musterländer der Integration, Schweden und der Niederlande, bringt zweierlei zu Tage: Einerseits gelingt es diesen Ländern besser Einwanderer und deren Nachfahren an der Politik teilhaben zu lassen, andererseits zeigen die dorigen Entwicklungen der letzten Jahre auch einige Probleme auf. Der Bürgermeister der zweitgrößten holländischen Stadt, Rotterdam, ist mit Ahmed Aboutaleb ein gebürtiger Marokkaner. Die Zahl der ausländischstämmigen Gemeinderäte vervierfachte sich in den Jahren zwischen 1994 und 2006 und betrug 2006 ganze drei Prozent.

Gleichzeitig existiert aber das Phänomen, dass Migranten KandidatInnen der eigenen Herkunftsgruppe wählen. So entscheiden sich zum Beispiel türkische Holländer an Wahltagen zu großen Teilen für Politiker, die selber türkischstämmig sind. Es ist aber auch auffallend, dass diese Tendenz abnimmt. Wählten 1998 noch 82 Prozent der türkischstämmigen Rotterdammer einen Kandidaten "ihrer ethnischen Gruppe", war das acht Jahre später nur mehr bei 48 Prozent der Wähler der Fall.

Vielleicht ist eine faire Repräsentation aber nur eine Frage der Zeit, denn es kommt viel nach: Tarik Mete ist Stellvertretender-Vorsitzender der JUSOS in Salzburg-Stadt, der Salzburger Asdin El Habbassi Bundesvorstandsmitglied der JVP und Svjetlana Vulin im Vorsitzteam der ÖH Salzburg. (Willi Kozanek, 11. Mai 2011, daStandard.at)