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Werbetafel mit libyscher Nationalflagge in Bengasi.

Foto: Bernat Armangue/AP/dapd

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Journalisten wird auf einer von der Regierung organisierten Tour ein zerstörtes Verwaltungsgebäude gezeigt.

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Tripolis/Brüssel - Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi bleibt im Visier der NATO. Bei Luftangriffen auf Ziele in der Hauptstadt Tripolis feuerten Kampfflugzeuge in der Nacht auf Dienstag mehrere Raketen auf Gebäude ab, zu denen nach Berichten von Augenzeugen auch eine Unterkunft Gaddafis gehörte. Gaddafis jüngster Sohn und drei seiner Enkel waren Ende April bei einem Angriff getötet worden. Der Machthaber wurde seitdem nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen.

Die staatliche Nachrichtenagentur Jana meldete, die NATO habe in der Nacht mehrere zivile Ziele in der Hauptstadt angegriffen, darunter zwei Gebäude der Justizbehörden. Dabei wurden nach Angaben libyscher Behörden vier Kinder zum Teil schwer verletzt und auch ein Funkturm beschädigt. Die Behörden präsentierten Medienvertretern ein zerstörtes Gebäude, das die libysche Hochkommission für Kinder beherbergt haben soll. Das Haus sei bereits bei früheren Luftangriffen beschädigt worden, hieß es.

In dem nordafrikanischen Land liefern sich Regierungstruppen und Aufständische seit rund zwei Monaten heftige Kämpfe. Die Auseinandersetzungen am Boden sind festgefahren. Die Aufständischen werden aus der Luft von NATO-Kampfflugzeugen unterstützt, die unter UNO-Mandat die Zivilbevölkerung vor Übergriffen durch die Gaddafi-Truppen schützen sollen.

Aufstand erfasst Tripolis

Der Aufstand gegen Machthaber Gaddafi hat einer oppositionellen Zeitung zufolge mehrere Vororte der Hauptstadt Tripolis erfasst. Zahlreiche Bewohner hätten sich den Rebellen angeschlossen und bereiteten einen Protestmarsch in Richtung Stadtzentrum vor, berichtete die regierungskritische Zeitung "Brnieq" unter Berufung auf Augenzeugen. Angehörige der Sicherheitskräfte hätten sich dem Aufstand ebenfalls angeschlossen und versorgten Gaddafis Gegner mit Waffen. Der Bericht konnte zunächst nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden.

Fahne der Rebellen gehisst

Aber auch ein Augenzeuge berichtete am Dienstag aus Tripolis, in der Hauptstadt sei in einigen Schulen die Fahne der Aufständischen gehisst worden. In den vergangenen Tagen habe es zudem mehrfach nächtliche Razzien und Verfolgungsjagden gegeben. Die Opposition berichtete von kleineren Demonstrationen in den Stadtteilen Souk al-Juma und Tajoura (Tajura).

In Abu Dhabi hatten sich am Montag 80 Mitglieder von Kommunalräten aus Bezirken im Westen und Süden von Libyen getroffen. Zum Abschluss ihres Treffens in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bekundeten sie am Abend ihre Unterstützung für den Nationalen Übergangsrat. Der Rat war in den ersten Wochen des Aufstandes gegen Gaddafi von den Aufständischen in der östlichen Stadt Benghazi (Bengasi) gebildet worden. Das Treffen der Kommunalräte stand unter dem Motto "Für ein freies Libyen".

EU: Kein Militäreinsatz

Die EU sieht unterdessen nach wie vor keinen Anlass für einen Einsatz von Militär zur Absicherung von humanitärer Hilfe in Libyen. "Es gibt keine Anforderung des UNO-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA)", sagte eine Sprecherin der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel. Die EU hatte Anfang April mit Planungen für einen Militäreinsatz zum Schutz von Hilfsgütern und Helfern begonnen. Die Umsetzung macht sie jedoch von einer offiziellen Anfrage des UNO-Büros abhängig. "Der Einsatz des EU-Militärs ist dann legitim, wenn es keinen humanitären Zugang mehr zu den Menschen in Libyen gibt", sagte die Sprecherin. "Im Moment ist dieser Zugang zwar sehr schwierig, aber wir sind noch nicht dort, wo der Einsatz nötig ist." Die Sprecherin sagte, die EU-Staaten seien darüber einig, dass das Militär nur in Marsch gesetzt werden solle, wenn es eine Anfrage des UNO-Büros gebe. Sie verwies auf humanitäre Hilfe der EU für Libyen im Wert von mehr als 100 Millionen Euro und mehr als 11.000 aus Libyen in Sicherheit gebrachte Menschen.

Die EU-Grenzschutzagentur Frontex setze ihren Einsatz über dem Mittelmeer fort, bei dem auch Flüchtlingsboote entdeckt werden sollen, sagte ein anderer Kommissionssprecher. Frage, ob keines der Frontex-Flugzeuge ein Schiff entdeckt habe, das 16 Tage lang auf dem Wasser trieb und auf dem einem Bericht des "Guardian" zufolge 61 Menschen starben, sagte der Sprecher, darüber lägen ihm keine Informationen vor. (APA)