Wieder nichts. Fünf Mal probiert, fünf Mal ist nix passiert. Die Dragons scheiden erneut uin einem europäischen Bewerb vorzeitig aus.

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„Petite Équipe" - der französische Meister kam in nomineller Unterzahl und wusste auch spielerisch nicht ganz, wo er an dem Abend eigentlich war. Florian Grein (26) bei einem seiner zwei Touchdowns.

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DJ Wolfe (32) brachte die Raiffeisen Vikings ins Schwitzen. Die Wikinger verließen die Döblinger Sauna aber als Letzter und gewannen 15:12.

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Sechs Touchdowns für Chris Gunn (12) und die Giants reichten gegen starke Crusaders aus Schweden zum erneuten Halbfinaleinzug für Graz.

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Die Graz Giants, Swarco Raiders, Titelverteidiger Berlin Adler und Rekord Champion (4x) Raiffeisen Vikings erreichten am vergangenen Wochenende die Semifinalphase der EFL. Während die Grazer und Innsbrucker wenig bis keine Probleme mit ihren Gegnern aus Schweden bzw. Frankreich hatten, erlitt der Österreichische Meister in Berlin Schiffbruch und die Vikings hatten mehr Glück als Esprit bei ihrem Sieg über den Schweizer Meister Calanda.

Gunn Power schluckt die Schwedenbomben

Als erstes Team spielten sich die Graz Giants am Samstagnachmittag in Eggenberg in das Halbfinale. Die Carlstad Crusaders (SWE) eliminierten zuvor überraschend den deutschen Meister Kiel und zeigten sich auch im Viertelfinale von ihrer beherzten Seite. Ihr bester Mann war einmal mehr Joey Stein, der 2009 in Österreich bei den Dragons eine starke Performance zeigte. Seine 125 offensiven Yards samt einem Touchdown waren aber in Summe - mit immerhin drei weiteren TDs der Schweden - zu wenig gegen eine explosive Grazer Offensive. Die Crusaders haben eine bekannte Schwachstelle im defensiven Backfield und wer dort eine offene Flanke hat, der steht gegen Graz auf verlorenem Posten. Giants Spielmacher Chris Gunn passte zu 335 Yards und vier Touchdowns (je zwei auf Max Taurer und Wolfrum Hofbauer) und besorgte zwei weitere durch Läufe in die Endzone der Gäste zum Endstand von 41:24.

Dragons scheitern erneut

Was haben Schwäbisch Hall, Winterthur, Prag, Graz und Berlin gemeinsam? Es sind alles Endstationen in einem europäischen Bewerb für die Danube Dragons. Europa ist nicht ihr Ding. Die Drachen sind das einzige Team aus den „BIG 4" ohne einen internationalen Pokal, auch das einzige, welches noch nie in ein Halbfinale der EFL vordrang. Das sollte sich am Samstagabend in Berlin nicht ändern.

Die Dragons, heuer arg gebeutelt von einer Verletzungsserie, konnte erstmals wieder auf Runningback Andrej Kliman (Mittelhand) zurückgreifen und auch Thomas Haider (Zehe) sollte nach einer Zwangspause von einem Spiel wieder auflaufen. Es half alles nichts. Beide blieben, wie die gesamte Dragons-Offense, farblos. Mann des Abends war Adler-Runningback Tory Cooper, der bei seinen 16 Läufen für 82 Yards auch zwei Mal die Endzone der Gäste aus Wien besuchte. Problematisch für die Defensive der Dragons war, dass ihre Offense nur 19 Minuten Netto am Feld stand und die Regenerationsphasen für die Verteidigung daher oft in Sekunden gemessen werden konnten. So gingen die Berliner als verdienter 35:25-Sieger vom Feld und treffen im Halbfinale auf die Graz Giants.

50 Strafen oder mehr

In einer Aussendung des Verbandes erklärte der AFBÖ, dass bei dem Spiel „die Dragons jedoch nicht nur mit den Adlern zu kämpfen hatten", sondern „auch die Schiedsrichter sich besonders streng gezeigt hätten" und zitiert Dragons Head Coach Ivan Zivko mit den Worten: "Wir haben, glaube ich, 50 oder mehr Strafen bekommen, zwei wichtige Spieler dabei verloren. Den Schiedsrichtern hat in manchen Situationen ein wenig das Fingerspitzengefühl gefehlt. Es war ein Duell Österreich gegen Deutschland und das hat man gemerkt."

Tatsächlich haben die Dragons nicht „50 oder mehr" Strafen erhalten, sondern exakt zwölf und damit um vier mehr als Berlin, was dem AFBÖ auch anhand der Statistiken als Widerspruch hätte auffallen können. Das fünfte Viertel bei einem Spiel zwischen Österreich und Deutschland ist immer geprägt von der Suche nach Ausreden. Das gilt für beide Seiten und ist nicht neu. Neu ist, dass sich der Österreichische Verband bei der Verbreitung solcher „Verschätzungen" als Vehikel missbrauchen lässt. Eine Taktlosigkeit, an der Grenze zur Unsportlichkeit, weil nachweislich unwahr. Umfallen auf 20!

Nous jouons au football, ou quoi?

Der französische Meister Amien Spartiates muss sich wohl bei der Sportart vertan haben, als er seine Reise nach Innsbruck zum Nachtspiel des Samstags antrat. Mit gerade 25 spielfähigen Sportskanonen wollten die Franzosen die um 20 Mann stärkere Truppe aus Innsbruck biegen. Mission: Impossible. Es ist Football mit und nicht ohne Américain, meine Herren. Die „Grande Nation" ging mit ihrer „Petite Équipe" sang- und klanglos am Tivoli unter. Nach Touchdowns von Florian Grein (2), Jakob Dieplinger, John Clements und Talib Wise stand es zur Halbzeit bereits 35:0 und die Raiders nahmen ihre Starter vom Feld. So durfte sich dann auch Jungspund Christian Willi über seinen ersten Touchdown in einem EFL-Spiel freuen. Die Franzosen konnten über Durant den Ehren-Touchdown erzielen und hielten somit zumindest gegen ein Tiroler B-Team mit. Trotzdem bedenklich, wie manche Teams in dem Bewerb auftreten.

Schweizermacher/Schweizerkracher

Eine kopflos agierende Vikings Offensive läutete einen langen Nachmittag für die Wiener am Sonntag ein. Der Angriff der Wikinger außer Tritt und mit einem Spielwitz unterwegs, über den nur die Schweizer lachen konnten, wovon die Calanda Broncos zugegebener Maßen mehr an der Sideline als am Feld stehen hatten. Es waren Schweizermacher und Schweizerkracher bei den Landquartern am Werk, denn die mit einer Unzahl an Legionären gespickte Mannschaft ging über DJ Wolfe in Führung und hielt diese nach einem weiteren Score von Tripp Chandler zur Halbzeit auch aufrecht. Es war zwei Bigplays von Receiver Chauncey Calhoun und einer entschlossen agierenden Vikings-Defense zu verdanken, dass die Wiener sich überhaupt im Spiel hielten und dieses am Ende dann durch einen Safety von Dustin Illetschko (seine ersten Punkte im EFL-Bewerb) auch noch mit 15:12 gewinnen konnten. Keines der beiden Teams konnte sich dabei mit viel Ruhm bekleckern. Positiv: das Spiel war dadurch durchgehend enorm spannend, die Vikings können an einem schlechten Tag auch Spiele gewinnen und die Partie blieb trotz der Brisanz sehr fair. Negativ: das Zuschauerinteresse (Muttertag?), ein Saisonkarten-Fauxpas (die galten trotz Aufdruck nicht) und vor allem der Ausfall von Nationalteam-Linebacker Phil Stojaspal, der nach einem Kreuzbandriss die WM im Juli wohl schon abhaken kann.

European Football League Viertelfinali:

Graz Giants vs. Carlstad Crusaders (SWE) 41:24
»Spielstatistiken«
Berlin Adler (GER) vs. Danube Dragons 35:25
»Spielstatistiken«
Swarco Raiders Tirol vs. Amiens Spartiates (FRA) 41:6
»Spielstatistiken«
Raiffeisen Vikings vs. Calanda Broncos (SUI) 15:12
»Spielstatistiken«

European Football League Halbfinali:

Graz Giants vs. Berlin Adler (GER)
Swarco Raiders Tirol vs. Raiffeisen Vikings

Heimrecht: Alle vier Klubs können sich bis Dienstag bei der EFAF für die Austragung des Halbfinales bewerben. Der Verband wird bis Ende der Woche dann darüber entscheiden. Fix scheint, dass die Vikings und Raiders das tun werden, bei der Partie Graz gegen Berlin könnte es zum ersten Mal in der EFL so sein, dass sich kein Klub aus finanziellen Gründen dafür bewirbt. Dann müsste die EFAF einen Klub bestimmen und der muss dann auch zahlen. Die Durchführung eines Halbfinales kostet einem Verein - mit dem EFAF Fee (6.000 Euro), Reisekosten und Unterbringung für das Gastteam, Schiedsrichter, Gameday Organisation usw. - rund 20.000 Euro. Viel Geld für ein europäisches Footballteam. (Walter Reiterer, derStandard.at, 9. Mai 2011)