Shoppingcenter müssen unverwechselbar und nach Möglichkeit ein Beispiel für ökologisches Bauen sein, meint der Philosoph und Volkswirt Peter Koslowski im Gespräch mit Wojciech Czaja

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STANDARD: Was wünschen Sie sich vom Shoppingcenter der Zukunft?

Koslowski: Wer heutzutage Shoppingcenter baut und vermarktet, der muss für die Konsumenten eine möglichst unverwechselbare Situation schaffen. Die Leute sehnen sich nach Erlebnisökonomie. In einer völlig gesättigten Gesellschaft, in der wir derzeit leben, sind solche Faktoren wichtiger als je zuvor.

STANDARD: Von welchen Alleinstellungsmerkmalen sprechen wir?

Koslowski: Das große Zauberwort lautet Thema! So ein Thema kann eine gewisse Erlebnisgastronomie sein, ein Zoo oder etwa das weltgrößte Aquarium wie in der Dubai Shopping Mall. Oder aber etwas Museales, beispielsweise ein archäologischer Fund.

STANDARD: Museum? Das funktioniert?

Koslowski: Aber ja! In der Nähe von Amsterdam gibt es ein EKZ, das am Wasser liegt. Direkt daneben steht der Nachbau einer alten Fregatte. Die Leute lieben das Ding. In jedem Fall muss es also etwas sein, das dazu führt, dass sich der Konsument an den Besuch erinnert. Man nennt das auch "Memorable Shopping-Experience".

STANDARD: Welche Rolle in der Alleinstellung spielt die Ökologie?

Koslowski:  Früher hat man sich beim Shopping um die ökologischen Nebeneffekte nicht gekümmert. Doch das ändert sich nun. Produkte mit einer schlechten Ökobilanz sind nicht nur ökonomisch und ökologisch schlechter, sie haben auch ein Prestige-Problem. Das merken wir daran, dass im Supermarkt immer mehr Konsumenten zu Bioprodukten greifen. Bald wird dieser Trend auch auf Immobilien übergreifen.

STANDARD: Ist das nicht bloß eine schöne Theorie? Im EKZ-Bereich tut sich in ökologischer Hinsicht noch wenig.

Koslowski:  Die gewerbliche Nutzung steht so sehr im Mittelpunkt, und die Mietkosten und Umsätze sind so hoch, dass die Betriebskosten tatsächlich noch immer vernachlässigt werden. Noch sind die Energiekosten zu niedrig. Das wird sich in näherer Zukunft aber ändern.

STANDARD: Und dann?

Koslowski: Und dann werden wir sehen. Die Macht liegt in einem gesättigten kapitalistischen Markt immer noch bei den Konsumenten. Wenn man allerdings jetzt schon damit anfängt, grüne Shoppingcenter als Positiv-Beispiele hervorzuheben und dafür Werbung zu machen, dann wird das Bewusstsein für diese Thematik meines Erachtens steigen. Ganz so wie beim ökologischen Wohnen. Da sind wir schon mittendrin. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8.5.2011)