Schallplatten können Musik speichern. Schallplatten können selbst zum Musikinstrument werden. Und Schallplatten sind dazu prädestiniert, in ihrer kreisrunden, pechschwarzen Physis zum künstlerischen Medium zu avancieren. Wolfgang Fuchs, Turntablist mit Wohnsitz in Linz und Wien, bekannt geworden im Duo Das Fax Mattinger mit Gitarrist Alexander Wallner, zurzeit in der Wiener Improvisationsszene umtriebig (etwa im Trio mit Flötistin Cordula Bösze und Cellist Noid), tendiert in den letzten Jahren zunehmend in letztere Richtung: Sein 2009 beim Londoner Label Entr'acte publiziertes Projekt Empties besteht ausschließlich aus Secondhand-Vinyl, das auf seinen Mittelpunkt reduziert wurde: auf Auslaufrille und Etikett.

Das führt zu interessanten Fragen: Wie klingt etwa die Stille nach Richard Wagners Tannhäuser? Wie nach Never Say Die von Black Sabbath? Eine akustische Installation, die den Rezipienten in sanfter Weise auf sich selbst zurückwirft und den 37-jährigen gebürtigen Steyrer Fuchs, dessen Live-Remix-Künsten sich auch schon Komponist Bernhard Lang in seinem gefeierten Musiktheaterwerk I Hate Mozart bedient hat, dazu prädestiniert, an einem Event teilzunehmen, das das Thema Zeit mit klingenden Mitteln verhandelt.

Selbiges tut das Festival 4020 in Linz, wobei Wolfgang Fuchs' Projekt diese Zeit zyklisch deutet: In The Spiral Inward, das am Freitag  seine Uraufführung erlebt (gemeinsam mit der Komposition Is That Really Riley? von Johannes Berauer, Klaus und Johannes Dickbauer), bedient sich Fuchs der repetitiven, auf Rhythmusmodellen indischer und afrikanischer Herkunft basierenden Prinzipien, nach denen Minimal-Music-Pionier Terry Riley seit den 1960ern seine Musik formuliert. Eintritt frei! (felb / DER STANDARD, Printausgabe, 6.5.2011)