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Im Werk Hainburg verlieren alle 240 Mitarbeiter ihre Arbeit.

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Wien - Der ehemalige Monopolist Austria Tabak schließt sein letztes Tabakwerk in Österreich, 320 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Das ist das endgültige Aus für Zigaretten Made in Austria. Prominente österreichische Marken wie Memphis, Meine Sorte oder Smart, die in der Fabrik in Hainburg produziert wurden, werden künftig in einem anderen Land hergestellt. Wo, darüber wird gerade verhandelt, sagte Austria Tabak-Sprecher Walter Sattlberger am Donnerstag.

In Hainburg selbst verlieren alle 240 Mitarbeiter ihre Arbeit. Schon 2009 hat das Unternehmen dort 100 Personen abgebaut. Zu den besten Zeiten waren etwa 350 Menschen in der Fabrik beschäftigt. In der Zentrale in Wien in der Koppstraße 116 müssen 80 Mitarbeiter, die die Produktion unterstützt haben, gehen. Die rund 250 Beschäftigten beim Großhandelsunternehmen Tobaccoland bleiben, ebenso 50 Mitarbeiter bei der Forschungseinrichtung Ökolab und etwa 200 Personen, die für die Austria-Tabak-Mutter Japan Tobacco International (JTI) zur Bearbeitung des österreichischen Marktes tätig sind.

Die Gewerkschaft sieht in den Schließungsplänen "den Abschluss eines traurigen Kapitels einer verantwortungslosen Privatisierungspolitik", hieß es am Donnerstag in einer Aussendung. Die Privatisierung der Austria Tabak fällt in die Ära Schüssel unter dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser. 2001 kaufte der britische Tabakkonzern Gallaher den ehemaligen Tabak-Monopolisten, 2007 schluckte der weltweit drittgrößte Tabakkonzern Japan Tobacco International (JTI) Gallaher und somit auch die Austria Tabak. Gewerkschaft und SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer kritisieren heute unisono, dass 320 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren, obwohl Eigentümer JTI in den vergangenen Jahren regelmäßig "Rekordgewinne" schrieb.

Produktionsrückgang

2007 wurden in dem Werk in Hainburg noch 15 bis 20 Milliarden Stück Zigaretten produziert, 2010 waren es nur noch 10 Milliarden Stück. Die Zahl der Raucher sei zurückgegangen, der Schmuggel, die Produktionskosten und Lohnnebenkosten gestiegen, so Sattlberger. Die ehemaligen Produktionsstätten in Schwaz, Fürstenfeld und Linz sind längst geschlossen, schon damals gingen hunderte Arbeitsplätze verloren, so Krainer.

Die Austria Tabak hat zuletzt kontinuierlich an Marktanteilen verloren, ehemalige Zugpferde wie die Marken Memphis oder Meine Sorte mussten ordentlich Federn lassen. 2010 hat der US-Tabakkonzern Philip Morris den ehemaligen Monopolisten endgültig vom Thron gestoßen: Während Philip Morris in Österreich auf einen Marktanteil von 35,5 Prozent kam, musste sich Austria Tabak mit 34,5 Prozent geschlagen geben.

Vor gut zehn Jahren war etwa jede Dritte gerauchte Zigarette in Österreich eine der Sorte Memphis. 2010 kam die Austria Tabak mit Memphis nur noch auf einen Anteil von 14,2 Prozent. Auch Meine Sorte verlor kräftig und hielt zuletzt bei einem Anteil von 3,3 Prozent. JTI setzt auf globale Marken wie Camel, Winston oder Benson & Hedges und pusht diese stark, sehr zulasten der alten AT-Marken Memphis und Meine Sorte.

In der Fabrik in Hainburg wurde etwa 40 Prozent der Produktion für den österreichischen Markt hergestellt, der Rest für andere europäische Länder. JTI ließ nicht nur heimische Marken wie Memphis, Meine Sorte oder Smart in Hainburg produzieren, sondern auch internationale wie Benson & Hedges.

Kritik aus Niederösterreich

Kritik daran, "dass langfristige strategische Planungen von heute auf morgen über Bord geworfen werden", hat am Donnerstag NÖAAB-Obmann LHStv. Wolfgang Sobotka im Zusammenhang mit der Schließung des letzten österreichischen Tabakwerks in Hainburg geübt. LHStv. Sepp Leitner sprach von einem "Paradebeispiel für die negativen Folgen von Privatisierungspolitik".

Die Arbeiterkammer sprach sich erneut gegen weitere Privatisierungen aus, wie sie gestern von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung gefordert wurden. Die heute bekannt gewordene Schließung des Tabakwerks in Hainburg bestätige die Kritik.

Sobotka betonte, dass es "kein Drüberfahren" über die Mitarbeiter geben dürfe, die "an erster Stelle" stünden. Er kritisierte auch die Art und Weise, "wie die Schließung bekanntgegeben wurde". Die Betriebsräte und Beschäftigten hätten die "volle Unterstützung - auch wenn es um die Erarbeitung eines entsprechenden Sozialplans geht".

Die Schließung der Austria Tabak-Produktion in Hainburg und der Mitarbeiter-Abbau in Wien diene ausschließlich dazu, das Budget zu bereinigen, kritisierte Leitner. Das Aus sei "eine Katastrophe". (APA)