"Ein Leben für die Schönheit": Auf ATV gehen Schönheitschirurgen frisch ans Werk. Nicht jedem gefällt das gleich gut.

Foto: ATV

Wien - Laien würden das Hintergestell, das die Kamera von allen Seiten zeigt, als unauffällig bewerten. Das fachlich geschulte Auge sieht mehr: "Hier oben könnte es ein bisschen knackiger sein", diagnostiziert Schönheitschirurg Jörg Knabl. Die Patientin stimmt zu: "Er ist mir einfach zu flach."

Fettabsaugen, Po modellieren, Brust vergrößern, Gesicht straffen - jeden Mittwoch greifen auf ATV in der Dokusoap "Ein Leben für die Schönheit" die drei plastischen Chirurgen Jörg Knabl, Dagmar Millesi und Artur Worseg zum Skalpell und verschönern vor laufender Kamera vornehmlich Patientinnen, die von sich meinen, mit einem Makel zu leben und diesen endlich loswerden wollen.

Die Patienten werden mit vollem Namen genannt, stehen oft nackt bis auf den Slip vor der Kamera und unterziehen sich der Abtastung durch den Arzt. Dass auffallend oft Frauen nach Diäten mit Hautüberschuss zu sehen sind, begründet Jörg Knabl auf Anfrage: "Ganz einfach deshalb, weil es spektakulär ist." Die ATV-Dokusoaps seien "schon eine eigene Art von Unterhaltung und Humor", räumt Knabl ein: "Es zieht beim Publikum." Ein Leben für die Schönheit gehört zu den quotenstarken Dokusoaps des Senders. Mit Lugners, komatrinkenden Jugendlichen, Männern, die im Osten auf Brautschau gehen, erwarb sich ATV einen einschlägigen Genreruf. Rund 200.000 Zuschauer sind pro Woche in der Chirurgensoap dabei.

Zu knackig

Ein bisschen zu knackig, fand das Dargebotene die Ärztekammer. Sie sah besonders im Agieren Artur Worsegs das Ansehen der Ärzteschaft in Gefahr. Worseg habe sich "wiederholt und ohne sachliche Notwendigkeit aufdringlich und marktschreierisch präsentiert", erkannte die Disziplinarkommission im Dezember 2010. Worseg erhielt einen schriftlichen Verweis und zahlte 1000 Euro für Verfahrenskosten.

"Neid- und Missgunst", vermutet dahinter Worseg. Ob des Urteils sei er "sprachlos", die Vorwürfe hält er für "völlig haltlos".

Das Urteil der Ärztekammer kann Knabl nicht nachvollziehen: "Niemand wird dazu gezwungen." Die Dokusoap sei eine Möglichkeit, "Menschen, die sich dafür interessieren, anzusprechen". Worseg sagt, er bekomme "hunderte Anfragen per E-Mail von Interessenten". Wer vor die Kamera kommt, wird von ihm gratis operiert. Schönheitschirurgie sei eine "Art von Medizin, die sicherlich eine Parallelwelt zur normalen Medizin ist", sagt Knabl. "Und das ist auch ein Geschäft." (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 4.5.2011)