Bild nicht mehr verfügbar.

Osama Bin Laden und Ayman al-Zawahiri.

Foto: REUTERS/Hamid Mir/Editor/Ausaf Newspaper for Daily Dawn

Osama Bin Laden ist tot - aber Ayman al-Zawahiri, der zweite Mann, lebt. Am Auftritt von Al-Kaida nach außen wird sich also nicht viel ändern, war es doch zuletzt stets der Ägypter, der den abstrusen Kommuniqués der Terrororganisation Gesicht und Stimme verlieh.

Manche halten ihn auch für das "Hirn" Bin Ladens. Auf alle Fälle kommt der 1951 in Maadi in Kairo in gutbürgerliche Verhältnisse geborene Zawahiri aus dem Umfeld, in dem die Kaida-Ideologie ihre Wurzeln hat: den extremistischen militanten Abspaltungen der ägyptischen Muslimbrüder, denen sich Zawahiri als Teenager anschloss. Dort begegnete er den Ideen des Radikalen Sayyid al-Qutb - und zog die politischen Konsequenzen, als er mit anderen den Islamischen Jihad gründete, den er 1998 mit Al-Kaida vereinen sollte.

Nach dem Mord an Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat 1981 saß der inzwischen fertigstudierte Arzt und Chirurg, der angeblich immer ein exzellenter Schüler war, mit vielen anderen hunderten Islamisten im Gefängnis, wo er auch gefoltert worden sein soll. Letztlich wurde er nur zu drei Jahren Haft wegen Waffenhandels verurteilt. Was er im Gefängnis sah und erlebte, bestärkte ihn noch in seiner Überzeugung, das gottlose ägyptische Regime bekämpfen zu müssen. Erst spät wurde er zum Internationalisten, der sich von den internen Feinden der islamischen Welt ab- und den externen zuwandte.

1985 reiste Zawahiri nach Mekka zur Hadsch, praktizierte noch eine Zeitlang in Jiddah, bevor er nach Pakistan aufbrach, um in Peshawar in einem Krankenhaus des Roten Halbmonds zu arbeiten, in dem Afghanistan-Flüchtlinge behandelt wurden. Dort traf er auch Osama Bin Laden, der die Mujahidin-Organisation Maktab al-Khadamat betrieb. Ab da haben sie eine gemeinsame Geschichte.

Vieles, was über Zawahiris Leben erzählt wird, beruht auf Gerüchten, manches gehört in den Bereich Märtyrerlegende wie die kranke Anekdote über den Tod seiner Frau Azza, die demnach 2001 unter den Trümmern eines von den USA bombardierten Hauses in Afghanistan starb, weil sie sich ohne Gesichtsschleier nicht retten lassen wollte.

Mit Azza hatte Zawahiri vier Kinder, aber es werden bestimmt noch andere Frauen und Nachkommen existieren. Es gibt auch einen radikalen Bruder, Mohammed, der nach der Revolution in Ägypten aus seiner Langzeithaft entlassen, aber inzwischen wieder inhaftiert wurde. (Gudrun Harrer, STANDARD-Printausgabe, 3.5.2011)