Lauda Air fliegt heuer erstmals Volos an - jeden Samstag von 21. Mai bis 1. Oktober. Man muss zwar extrem früh aufstehen (Abflug in Schwechat um 5.45 Uhr), wird aber mit Do&Co-Snacks verwöhnt und hat den gesamten Tag in Magnesia zur Verfügung (Ankunft um 8.40 Uhr). Rückflug um 9.20 Uhr, Landung um 10.15 Uhr. Flüge gibt es ab 149 Euro oneway inklusive aller Taxen, Gebühren und Zuschläge auf www.laudaair.com. Die neuen Redcabs bringen Lauda-Air-Passagiere um 29 Euro von Wien und Umgebung direkt zum Flughafen (oder umgekehrt). Den Service kann man unter www.red-cab.at bis 24 Stunden vor Abflug buchen.

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Im Pilion lässt sich gut wandern und biken: Der Veranstalter Les Hirondelles bietet diverse Aktivreisen an. Nicht ganz billig, aber wunderschön ist das Hotel Damouchari gleich neben dem Hafen (Buchung nur über Reisebüros). Empfehlenswert ist das Appartementhotel Aglaida in Tsagarda mit toller Aussicht auf die Ägäis: Von dort lassen sich in alle Richtungen Ausflüge unternehmen. Das Hotel Protessilaos in Nea Anchialos bei Volos ist zwar nicht berühmt, aber der Besitzer Vasilis Asverakis eine Wucht: Mit ihm zu trinken und zu essen macht riesig Spaß.

Foto: Hotel Protessilaos

Entschieden nein: Volos ist keine "idyllische Hafenstadt", wie ein Veranstalter in seiner Presseaussendung behauptet. Denn Volos, erst im 19. Jahrhundert unterhalb des antiken Iolkos gegründet und 1955 von einem Erdbeben ziemlich zerstört, ist eine moderne Industriestadt bar aller Sehenswürdigkeiten, die man als Griechenland-Reisender gesehen haben sollte. Aber die Idylle erstreckt sich zumindest drum herum.

Volos, auf halber Strecke zwischen Thessaloniki und Athen am Pagasäischer Golf gelegen, bildet mit seinem Hafen das wirtschaftliche Zentrum von Magnesia, dem östlichsten Teil Thessaliens. Definiert wird der hufeisenförmige Bezirk mit dem wundersamen Namen aber von einem wirklich stattlichen Gebirge parallel zur Ägäisküste, dem Pilion, der im Süden in einer Halbinsel ausläuft.

Der Pilion mit dem 1624 Meter hohen Pourianos Stavros gilt unter anderem als Heimat der Kentauren: Cheiron soll hier den nur an der Ferse verwundbaren Achilleus unter anderem in der Kriegskunst unterwiesen haben. Aus den Fichten des Pilion sei, so Euripides in seiner Tragödie Medea, das Argonautenschiff Argo gebaut worden, mit dem sich Jason auf die Suche nach dem Goldenen Vlies machte. Und im Nordosten befindet sich eine große Zahl an Meereshöhlen. Es könnten die "Öfen" sein, von denen Herodot berichtet: Hier soll die persische Flotte von Xerxes bei einem Sturm viele Schiffe verloren haben.

Aber noch etwas anderes ist bemerkenswert: Den türkischen Besetzern gelang es nicht, den unwegsamen Pilion einzunehmen. Denn die Küstenregionen waren nur dünn besiedelt, die Dörfer in den Wäldern hingegen und die Pfade, die zu ihnen führten, kaum auszumachen. Doch nicht nur die Türken scheiterten, auch die Deutschen: 1943 sollten in Volos 900 Juden von der Wehrmacht verhaftet und in Vernichtungslager deportiert werden. Dem orthodoxen Erzbischof Joakim aber gelang es in kürzester Zeit, die meisten Juden auf 24 Pilion-Dörfer zu verteilen und dort unter Mithilfe der Bevölkerung zu verstecken.

In der Regel lässt der Tourist Magnesia links liegen: Volos dient lediglich als Zwischenstation, um mit der Fähre zu den im Sommer ziemlich überlaufenen Inseln Skiathos oder Skopelos zu gelangen. Doch es lohnt durchaus, den Pilion zu erobern - sofern man geneigt ist, sich nicht nur auf Hauptstraßen bewegen zu wollen. Für Alfons Hochhauser, einen Abenteurer und Aussteiger aus Judenburg, der viele Jahre für den Meeresforscher Hans Hass gearbeitet hatte, war der Pilion so etwas wie das Paradies: Nachdem er sich sein Grab geschaufelt hatte, wanderte er am 15. Jänner 1981 ins Gebirge, um selbstbestimmt zu erfrieren.

Für die erste Etappe, nach Milies, könnte man die Eisenbahn nehmen: Die pittoreske Schmalspurstrecke wurde von Evaristo de Chirico, dem Vater des berühmten Malers, konstruiert. Wiewohl der Pilion wunderbar zu durchwandern sein soll, erscheint es aber sinnvoll, sich in Volos ein Leihauto zu nehmen. Die Hobbyrallyefahrer werden von den engen, kurvigen Straßen entlang von Olivenhainen und Apfelplantagen - die eingelegten Früchte sind ein perfektes Mitbringsel - begeistert sein.

Die meisten, zumeist weitläufigen Dörfer unterscheiden sich nur wenig voneinander. Es gibt ein paar alte freistehende Herrenhäuser, eine monströse Platane, daneben eine Taverne und natürlich eine Kirche, die mitunter nur am später errichteten Glockenturm zu erkennen ist. Denn aus Angst vor den Türken vermied man jede Auffälligkeit. Jene in Milies aus 1740 zum Beispiel beeindruckt im Inneren mit ihren Fresken in leuchtenden Farben, die ein Mönch aus Athos gemalt hat.

Keineswegs versäumen sollte man einen Spaziergang durch Makrinitsa: Man nennt den Ort, am Westhang gelegen, den Balkon des Pilions. Denn man hat in der Tat einen großartigen Blick hinunter auf Volos und den Pagasäischer Golf. Und natürlich muss man auch in Damouchari, dem einzigen Naturhafen hin zur Ägäis, gewesen sein. Dieser Ort, eine ehemalige genuesische Festung, ist definitiv so, wie man sich ein griechisches Fischerdorf vorstellt. Es nimmt daher nicht wunder, dass Mamma Mia!, die erfolgreichste Musicalverfilmung aller Zeiten, nicht nur auf Skiathos und Skopelos, sondern ein klein wenig auch hier gedreht wurde. Die Folge war so etwas wie ein Besucherboom. Im Restaurant hängen daher ein paar Fotos; eines zeigt Meryl Streep vergnüglich beim Essen.

Touristisch kaum erschlossen ist der südliche Teil der Pilion-Halbinsel. Gerade deshalb übt er einen besonderen Reiz aus. Immer wieder stößt man auf postkartentaugliche Buchten; Komfort hingegen findet man nur begrenzt. Schlusspunkt ist die winzige Insel Trikeri. Im Hafen gibt es gerade einmal zwei Tavernen, auf deren Terrassen vorzüglich Fisch (z. B. Seeigel) gegessen werden kann.

Und über dieser idyllischen Szenerie thront das alte Kloster Panagia. Nach dem Zweiten Weltkrieg soll es ein Internierungslager für 5000 Kommunisten gewesen sein. 1957 pachtete Alfons Hochhauser, der Aussteiger aus Judenburg, der von den Griechen immer nur Xenophon gerufen wurde, das verwahrloste Kloster, das eine Wanzenburg gewesen sein soll. Er trat zum griechisch-orthodoxen Glauben über, nahm den Namen Andreas an, heiratete Chariklia, eine Freundin, die er schon 30 Jahre zuvor, als er für die Dynamitfischer eine Taverne betrieb, kennengelernt hatte, und baute das Kloster zu einer einfachen Herberge mit 20 Zimmern um. Der alternative Betrieb lief, so Wikipedia, recht erfolgreich.

Allerdings trieb die Kirche den Pachtzins immer mehr in die Höhe: 1969 gab Hochhauser auf. Am Kap Kuluri bei Veneto an der Ostküste des Pilions wagte er einen Neuanfang. Unter schwierigen Bedingungen - Kuluri war nur mit Mulis zu erreichen - beherbergte er seine Gäste in einfachen Laubhütten. Bis er starb.

Das Kloster auf der Insel Trikeri fungiert aber auch heute als Herberge (die Übernachtung kostet zehn Euro, leere Klausen gibt es genügend). Mit der Kirche inmitten des prächtig blühenden Innenhofs und den umlaufenden Arkadengängen ist es in der Tat ein wunderbares Rückzugsgebiet. (Thomas Trenkler/DER STANDARD/Printausgabe/30.04.2011)