Für Frauen war das keine so gute Woche. Wohin man blickte, nur tragische Nachrichten. Das begann schon Dienstag auf Seite 1 in "Heute" mit Lugners Katzi wiegt nur noch 35 Kilo. Anastasia (21), Freundin von Baumeister Richard Lugner, ist schwer krank. Diagnose: Magersucht! Die junge Frau ist einem Hunger- und Fitness-Wahn verfallen. Und niemand hilft ihr. Im Blattinneren wurde klar, warum. Statt sich in einer Einrichtung helfen zu lassen, tummelt sie sich lieber mit ihrem Baumeister auf den Skipisten im Zillertal.

Niederschmetternd die Meldung auf Seite 3: Carla Bruni schwanger? Seit drei Jahren sind die schöne Chansonnière und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy (56) verheiratet - jetzt soll ein "petit Nicolas" unterwegs sein! Premiere Madame Carla Bruni (43) dürfte bereits in der sechsten Schwangerschaftswoche sein, "Heute" hat für alle Fälle mitgezählt und auch gleich das Geschlecht des Nachwuchses bestimmt. Aber wer will schon ein Kind von Sarko! Von Silvio ja, da stehen sie Schlange, aber vom "petit Nicolas"! Also bitte.

Noch demütigender, was einer Ex-Politikerin in Österreich widerfährt. Ex-Justizministerin ist jetzt Hunde-Richterin, fasste das Gratisblatt am Mittwoch den tiefen Fall von Claudia Bandion-Ortner zusammen: Ex-Justizministerin urteilt jetzt über bissige Hunde. "Schneebrunzer-Arbeit" sagen die Strafverteidiger dazu, wie der Chefredakteur der APA entlehnte, die sich dabei auf Äußerungen aus dem Gerichtssaalmilieu berief, sich indes jede Beurteilung ihrer vormaligen Tätigkeit ersparte. Sollte Frau Bandion-Ortner ihren einschlägigen Dienst als Hunde-Richterin antreten, wird sie niemals auch nur über einen einzigen bissigen Hund zu urteilen haben, aber das ist einem Schneebrunzer-Journalismus, der solchen Unsinn hemmungslos verbreitet, egal.

Dramatisch spitzte sich auch das Leiden einer gewissen Kate Middleton zu. Arme Kate! Du hast den härtesten Ehevertrag der Welt, jammerte "Heute" am Donnerstag: Bei einer Scheidung bleibt ihr NICHTS. In dieselbe Kerbe schlug "Österreich" am selben Tag, so ein Zufall. Brutaler Ehe-Vertrag für Kate. Kate verliert die Kinder, die sie noch nicht einmal hat, aber sonst sieht es nicht ganz so schlecht für sie aus, wie "Heute" behauptete: Im Falle einer Scheidung kommen die Kinder zu William, und Kate hat ausgesorgt.

Besser als NICHTS, aber kein Wunder, dass ein derart brutaler Ehe-Vertrag Albträume hervorrief, noch ehe er so richtig aufgesetzt war. "Österreich" hatte sie angeblich direkt von einer Freundin der mittlerweile brutal Verehelichten. Kate Middleton ist richtig nervös vor ihrem großen Tag. Jetzt machen sie angeblich auch ihre Gedanken verrückt: Seit Tagen verfolgt sie ein Albtraum. Kate steht vor dem Altar. Plötzlich merkt sie, dass sie komplett nackt ist. Es herrscht absolute Stille. Alle - die Queen, Prince Philip und zwei Milliarden TV-Seher - starren sie an. Das Schlimmste (im Traum): Sie weiß nicht, welche Körperteile sie mit ihren Händen verdecken soll. Da die Nachricht von diesem Traum nicht bis zu "Heute" durchgedrungen war und nicht einmal "News" davon berichten konnte, ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass es sich dabei um den feuchten Albtraum eines "Österreich"-Redakteurs handelte, den noch nie der Gedanke verrückt gemacht hat, einmal in Seriosität verfallen zu müssen.

Aber eine Frau hatte es diese Woche doch gut. "Krone"-Starkolumnistin Marga Swoboda durfte direkt aus London über die Trauung von Prinz William mit Kate Middleton berichten, ein Ereignis, dass sie unter dem Motto "Eine Märchenstunde royal" würdigte. Noch nie im Leben war ich in London, immer schon wollte ich hin, denn Reisen bildet. Die Carnaby Street und Swinging London. Aber auch London. 23 Bezirke. Finanzmetropole. Wie überall, wo sehr viel Geld wohnt, auch sehr viel Arbeit. Und natürlich Adel. Diese herrlichen Sippschaften, die nicht von der Hand in den Mund rechnen, sondern in Jahrhunderten.

Nur keine Arroganz! Marga Swoboda ist nicht wie die Zeitungsleute, die von ganz weit oben herabnäseln, dass diese Hochzeit nichts als doofer Kitsch ist. Nein! Nein, ich bin nicht beruflich hier. Ich schau mir nur ein Märchen an. Wie Aschenputtel oder so was. Mit der uralten Sehnsucht nach Prinz und Prinzessin und ein paar Bösen, die im Märchen vernichtet werden. Am besten, ich marschiere gleich los. Wohin auch immer das Märchen mich trägt. Märchen sind schön, schön, schön. Die nächste Märchenstunde war nicht mehr nötig: Kotz. (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 30.4./1.5.2011)