"Ganz natürliche Erklärungen für unser Verhalten" verspricht Patrick Van Veen in seinem Buch "Hilfe, mein Chef ist ein Affe!" (Knaus-Verlag).

Der Niederländer war jahrelang in einem Versicherungsunternehmen tätig, wo ihm Parallelen zu seinem früheren Forschungsgebiet auffielen, wie es heißt. Nämlich der Biologie.

Das Buch soll keine Managementschelte, sondern eine "verhaltensbiologische" Betrachtung des menschlichen Sozialverhaltens sein, schreibt van Veen. Wir präsentieren einige - vielleicht auch nicht ganz ernst gemeinte - Beispiele.

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Beobachtung

Ein neues Gehege bedeute für die Affen Stress. Ein erhöhter Aggressionspegel, verminderte Futteraufnahme oder Zusammenrottungen können die Folge sein, so Van Veen. Ein guter Tierpfleger wisse, wenn sich das Verhalten seiner Schäfchen ändere.

"Wichtig ist, dass der Pfleger seine Tiere kennt, die Gruppe als Ganzes ebenso wie die einzelnen Individuen, vor allem auch, was Charakter und Verhalten angeht", schreibt der Autor und zieht Vergleiche zu Führungskräften: "Auch ein guter Chef sollte seine 'Tiere' kennen" - und Abweichungen im Verhalten erkennen.

 

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"Wir brauchen den Anführer"

Egal, wie flach die Hierarchie auch sein mag: Einer ist immer der Boss. Es komme nicht auf die formale Festlegung an, sondern wer sich im sozialen Miteinander als Chef entpuppt, meint der Niederländer.

"Der Chef der Gruppe trifft nämlich die Entscheidungen. Bei den Affen beispielsweise bestimmt er, wer bei der Futterverteilung was bekommt, und verhindert Auseinandersetzungen."

 

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"Beste Freundinnen"

Bei den Bonobos sind die Weibchen an der Macht, weil sie Allianzen schmieden, so Van Veen. Das unterscheide sie von anderen Menschenaffenarten: "Wenn es darum geht, die Männchen zu dominieren, bilden sie eine geschlossene Front. Ein Männchen kann es zwar mit einem Weibchen aufnehmen, bei zwei oder mehr zieht es aber den Kürzeren."

Ein Modell, das leicht auf die Menschen und den Büroalltag zu übertragen wäre, glaubt Van Veen: "Eine Kollegin sucht sich eine oder mehrere andere, und gemeinsam bilden sie ein starkes Bündnis."

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"Ich habe die Macht!"

Auch bei Affen sei Macht nichts Selbstverständliches, sondern müsse verdient werden. "Erst wenn der Anführer von den anderen anerkannt wird, kann er sich seiner Position sicher sein."

Um die Macht zu betonen, setzen Affen und Menschen ein bestimmtes Verhalten ein: das Imponiergehabe. "Und wer ein Alpha-Affe werden möchte, muss dafür kämpfen", so Van Veen: "Führungskräfte bekunden ihre Macht durch das, was sie sagen und wie sie es sagen: in einer Ansprache, einer Präsentation oder auch im lockeren Gespräch."

 

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"Schau mal, wie gesund ich bin!"

Affen sind neben dem Imponiergehabe auch mit bestimmten körperlichen Merkmalen, den Statussymbolen, ausgestattet. "Unbestreitbar spielt auch die körperliche Ausstrahlung des menschlichen Chefs eine große Rolle", meint Van Veen: "Gerade um den Körper imposanter wirken zu lassen, gibt es beispielsweise besondere Bürostühle, die Chefsessel."

Weiters stehe etwa die Größe des Dienstwagens in unmittelbarem Zusammenhang mit der Position eines Mitarbeiters im Unternehmen.

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"Eine Hand wäscht die andere"

In der Welt der Affen sei es überlebenswichtig, ständig Freundschaften zu schließen und sich so Unterstützung zu sichern. Affen lausen nicht nur das Alphatier, sie lausen auch die gleichrangigen Kollegen.

Die menschliche Form der gegenseitigen Fellpflege sei der Klatsch und Tratsch, behauptet Van Veen. Die Leute wählen sich die Person, mit der sie tratschen, gezielt aus. Vertrauensbeziehungen entstehen auf diese Art.

 

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"Einmal Lausen, bitte!"

Lausen diene nicht nur der Entspannung, sondern erfülle eine wichtige soziale Funktion. "Menschen lausen mit Worten", schreibt der Biologe, "sie machen Komplimente". Wie etwa: "Schicke Schuhe hast du heute."

Ein typisches Beispiel sei das Gespräch nach dem Wochenende oder einem Urlaub eines Kollegen. Fragen wie: "Schönes Wochenende gehabt?" würden den Auftakt zur Fellpflege bilden, so Van Veen.

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"Lass sofort mein Kind los!"

Bei vielen Affenarten steigert ein Baby den Status der Mutter. Auch Arbeitnehmer haben ihre "Babys" in der Firma, die ihren Status mitbestimmen: "Das können Gewohnheiten, Privilegien oder Statussymbole sein."

Jeder brauche seine "symbolischen Babys" im Büro. Zum Beispiel Spezialkenntnisse, technische Abläufe, gesetzliche Vorschriften oder einen eigenen Kundenstamm, glaubt Van Veen. Diese "Babys" würden verteidigt: "Nicht im Interesse der Firma, sondern in unserem eigenen." Sie bestimmten schließlich den Status.

 

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"Welche Konsequenzen zieht man bei Stress?"

"Wie die Affen reagieren auch Menschen bei lang anhaltendem Stress mit Kampf und Flucht", schreibt Van Veen. "Wenn der Stress im Unternehmen so groß und anhaltend ist, dass er uns die Energie raubt, wird für uns Menschenaffen die Fluchtreaktion attraktiv."

Chefs müssten ein Auge darauf haben: "Wenn viele Mitarbeiter ihre Stelle aufgeben, ohne dass ein Karrieresprung damit verbunden wäre, ist das ein klarer Indikator dafür, dass in der Firma etwas ganz und gar nicht stimmt."

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"Kleider machen Leute"

Kleidung sei ein wichtiges Utensil, mit dem wir tagtäglich visuelle Signale aussenden. Signale, die in der Affenwelt eine große Bedeutung haben. Etwa Bärte, das Fell oder Muskeln, die demonstrativ eingesetzt werden.

Menschen seien "nackte Affen" meint Van Veen, deswegen spiele die Kleidung eine große Rolle bei der Demonstration des eigenen Status.

Affig oder nicht? Welche Parallelen ziehen Sie zwischen ihrem Büro und der Affenwelt? (red, derStandard.at, 2.5.2011)

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