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Wrabetz und Meischberger

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Der STANDARD veröffentlicht in seiner Wochenendausgabe ein weiteres Mail Walter Meischbergers an ORF-Chef Alexander Wrabetz. Sie planten demnach am 6. September 2008, wie das ORF-gesetzwidrige Social-Media-Projekt D-ORF trotz Enthüllung durch den STANDARD doch noch umzusetzen wäre.

Wrabetz erklärte seinen Stiftungsräten vor wenigen Wochen zu D-ORF, Meischberger habe die Idee an den ORF herangetragen. In seinem dem STANDARD vorliegenden, Wrabetz im September 2008 gemailten Protokoll über ein Telefongespräch mit Wrabetz nach der Enthüllung hält Meischberger wörtlich fest (Schreibweise laut Mail):

"Richtig ist vielmehr das anlässlich einer Präsentation die Aufforderung in Richtung meiner Person ausgesprochen wurde, darüber nachzudenken wie Web 2.0 konkret das Beispiel einer Internetplattform ,Facebook', fernsehtauglich gemacht werden kann. Nach weiteren Besprechungen und Entwicklungen ist die Präsentation eines Web 2.0 Projektes gemeinsam beschlossen worden, mit der von Dir (Wrabetz, Anm.) ausgesprochenen Grundbedingung, das ein umzusetzendes Web 2.0 Projekt entsprechend interessant, wirtschaftlich sinnvoll und auf einer rechtlich machbaren Basis befinden muss. Entspricht das präsentierte Projekt so will man ein solches auch gemeinsam umsetzen. Es ist unrichtig zu behaupten, das dieses Projekt ausschließlich eine Idee der Agentur Zehnvierzig (Meischbergers, Anm.) war, und dieses Projekt ,out of the blue', nur aus eigenem Antrieb, dem ORF präsentierte, wenn auch die Agentur Zehnvierzig aufgrund der klaren mündlichen Vereinbarung mit Dir, dem Generaldirektor des ORF, mit dem Aufwand der Präsentation in Vorlage trat."

In ihrem Telefonat am 6. September, einen Tag nach dem STANDARD-Bericht über D-ORF, besprachen Meischberger und Wrabetz laut Meischbergers Zusammenfassung auch die Fortführung des Projekts. Nicht in der bisherigen, von der Rechtsabteilung des ORF abgelehnten Form: "Jedoch wird - als Ergebnis unseres Telefonats vom Samstag, 06. September 08 - sofort mit der strukturellen Änderung des Projekts D.ORF in eine rechtskonforme Form, dem ORF Gesetz entsprechend, begonnen". Sie solle Zehnvierzig "gemeinsam mit dem ORF oder einer seiner Töchter zur Umsetzung bringen".

"Bereits breit diskutiert"

Für ORF-Kommunikationschef Martin Biedermann wird "eine mehr als zweieinhalb Jahre alte Geschichte aufgewärmt, die damals bereits öffentlich und breit diskutiert wurde", wie er am Freitag in einer Stellungnahme festhielt.

Der ORF betonte wieder, dass das Projekt nie umgesetzt worden sei. Meischbergers Agentur "zehnvierzig" habe dem ORF ein "Social-Media-Projekt unter dem Titel D.ORF präsentiert. Es gab dafür keinerlei Bezahlung bzw. Abgeltung für die Projektidee durch den ORF. Dies bestätigt Herr Meischberger übrigens auch im nun veröffentlichen E-Mail", so Biedermann. Dass Dienstleister, von Agenturen bis TV-Produzenten, auf eigene Kosten Konzepte und Vorschläge ausarbeiten, sei Usus. "Wir halten an dieser Stelle zum wiederholten Mal fest, dass auch im Kontext anderer von Herrn Meischberger vorgeschlagener Projekte keine Realisierung oder Bezahlung erfolgte, mit Ausnahme der ebenfalls bereits der Öffentlichkeit und dem ORF-Stiftungsrat bekannten Erstellung von Grafik- und Design-Konzepten für zwei Präsentationen durch seine Agentur um jeweils etwa 3.500 Euro."

Meischberger kann sich erinnern

Meischberger selbst kann sich ad hoc nicht an das Schreiben erinnern, wie er am Freitag sagte. "Ich kann die Echtheit des Mails nicht bestätigen", sagte er. "Inhalt und Authentizität müsste ich erst überprüfen." Es sei aber "eine schwer illegale Aktion, Mails, die von einer Privatperson geschrieben wurden, öffentlich zu machen." Was er konkret in Sachen ORF-Online-Community geplant habe, verrät Meischberger heute übrigens nicht mehr: "Das ist eine private Sache von mir, die ich in der Öffentlichkeit nicht kommentieren werde.

Er sieht in der Veröffentlichung seiner angeblichen alten Korrespondenz ein politisches Manöver: "Ich bin nur verwundert, welche Mails da von wem und wohin im Vorfeld der ORF-Wahl verwendet werden." Seine Stimme für die Kür von ORF-Generaldirektor Wrabetz im Jahr 2006, an der er als Stiftungsrat für das BZÖ mitgewirkt hatte, habe keinerlei Absprachen für spätere Aufträge durch den ORF zur Folge gehabt, so Meischberger am Freitag. "Ich habe schon mehrmals festgestellt: Da gab es keine Absprachen." (fid/APA)