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Kraft Lionel Messi und Unicef soll der FC Barcelona in Madrid gesiegt haben. Der Argentinier ist unbestreitbar schuldig.

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José Mourinho tickt eigenwillig, manchmal sogar aus.

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Madrid/Barcelona/Wien - "Leonardo da" Messis Kunst und Kinderaugen - wer könnte dieser Paarung widerstehen? Doch gewiss nicht Schiedsrichter. So fein gestrickt sind José Mourinhos Erklärungen für Niederlagen wie jene daheim im Halbfinale der Champions League. Der deutsche Referee Wolfgang Stark habe Reals Abräumer Pepe nach einer Nichtigkeit - die außerhalb der Real-Galaxie allerdings als brutales Foul gewertet wurde - beim Stand von 0:0 ausgeschlossen und damit Barça jene schon zuvor durch exzessive Wehleidigkeit angestrebte numerische Überlegenheit im Bernabeu-Stadion verschafft, die Lionel Messi schamlos zu seinen beiden Toren nützte.

Jener Stark, der sich während der WM in Südafrika als Fan von Messi geoutet haben soll, wie die Real-freundlichen Medien vor dem dritten Clásico innert elf Tagen unermüdlich trommelten. Aber Mourinho ging in der dem Spiel folgenden Pressekonferenz, die zur Abkühlung der Gemüter extra verschoben worden war, noch weiter. Schließlich werde Barcelona ja andauernd von den Referees bevorzugt. "Manchmal ist es ekelhaft, in dieser Welt zu leben. Ich weiß nicht, woher Barça nur all diese Macht bekommt. Vielleicht liegt es ja daran, dass sie Unicef eine Plattform als Werbepartner auf ihren Trikots geben."

Gegen die Macht des Kinderhilfswerks der Uno kann selbst der beste Trainer, "The Special One", nichts ausrichten. Er, Mourinho, würde sich jedenfalls anstelle von Kollege Josep Guardiola schämen, so zu gewinnen. Damit schloss der 48-Jährige aus Setúbal, denn "wenn ich zum Schiedsrichter und zur Uefa sage, was ich denke und fühle, würde meine Karriere heute enden".

Mourinho hat so oder so eine Geldstrafe durch den europäischen Verband Uefa, eine Klage seitens der Katalanen und eine Sperre für das Rückspiel am Dienstag im Camp Nou sicher. Vielleicht zieht ihn die Uefa sogar noch länger aus dem Verkehr, weil er nach seinem Tribünenverweis für höhnischen Beifall in Richtung Schiedsrichter verbotenerweise mithilfe kleiner Zettelchen weitercoachen wollte.

Ein Boss namens Messi

Spaniens Presse war sich nach dem eher hässlichen Heuler, dessen Ergebnis den FC Barcelona schon an die Neuauflage des Finales von 1999 gegen Manchester United am 28. Mai im Wembley-Stadion denken lässt, nur in der Würdigung Messis einig. "Messi ist der verdammte Boss", titelte Sport nach den Pflichtspieltreffern 51 und 52 des 23-jährigen Argentiniers. Real sei von Messi liquidiert, aber auch vom Schiedsrichter kaputtgemacht worden, analysierte El Mundo. Sogar die Marca schrieb von einer überzogenen Roten. Lediglich bei El País klang Kritik an Mourinho an: "Mit einem großen Messi haben die Blau-Roten ein verkümmertes Real Madrid erledigt - vor und nach dem Ausschluss. Der Fußball gibt dem FC Barcelona recht."

Mourinhos Fußball, zunächst nur darauf ausgerichtet, Barcelonas Spiel zu zerstören, quittierten am Mittwochabend selbst Fans von Real mit Pfiffen. Der einzige Wechsel der Madrider - Togos Teamstürmer Emmanuel Adeba-yor für den enttäuschenden Deutschen Mesut Özil - gab Rätsel auf. Kaká, Gonzalo Higuaín und Karim Benzema, die am vergangenen Samstag sämtliche Real-Treffer beim 6:3 in Valencia erzielt hatten, wärmten vergebens auf. Vielleicht, weil wegen der destruktiven Spielanlage in Cristiano Ronaldo ohnehin zig Millionen nutzlos in der Luft hingen. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 29. April 2011, lü)