Reykjavik/München - Vor der isländischen Küste hat am Donnerstag die diesjährige Jagdsaison für Zwergwale begonnen. Die Fischereiaufsicht Islands hat trotz anhaltender internationaler Proteste auch für heuer 200 Tiere zum Abschuss freigegeben. Im vergangenen Jahr wurden wegen geringen Interesses an dem Fleisch der Meeressäuger nur 60 Zwergwale erlegt. Die Fangquote richte sich aber nicht nach dem Marktinteresse, sondern nach wissenschaftlichen Bestandsschätzungen, erklärte eine Sprecherin der Fischereiaufsicht in Reykjavik. Sie sagte, man könne in diesem Jahr mit dem Abschuss von vielleicht 90 Walen rechnen.

Neben der Jagd auf die Zwergwale beginnt im Frühsommer auch die auf die wesentlich größeren, vor allem aber auch wesentlich selteneren Finnwale. Hier sind 145 Tiere zum Abschuss freigegeben. Island fühlt sich dabei nicht an das seit 1986 geltende Verbot des kommerziellen Walfangs gebunden. Das durchaus trotzig zu nennende isländische Festhalten am wirtschaftlich bedeutungslosen Walfang gilt als zentrales Problem bei den Beitrittsverhandlungen der Inselrepublik mit der EU: Die Union verlangt die endgültige Einstellung.

Die Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS erklärte in München, isländische Walfänger erhofften sich einen besseren Absatz für ihre Produkte durch Touristen in mehr als 100 isländischen Restaurants. Neu sei auch der Vertrieb von Fleisch über das Internet. "Vielen Touristen dürfte nicht bewusst sein, dass mit der Einstellung "Lass' mich mal probieren!" der Kampf gegen den Walfang in Island noch schwieriger wird", sagte der WDCS-Sprecher Nicolas Entrup. (APA/red)