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Kambodschanische Soldaten.

Foto: EPA/MAK REMISSA

Bangkok/Phnom Penh - Nach den heftigen Gefechten der letzten Tage an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha haben sich beide Länder am Donnerstag auf einen Waffenstillstand geeinigt. Die Übereinkunft sei bei einem Treffen militärisch Verantwortlicher erzielt worden.

Zuerst verkündete Kambodscha das Friedensabkommen, Thailand bestätigte die Meldung kurz darauf. Ein Sprecher der thailändischen Regierung sagte, Grenzposten würden wieder geöffnet und die Geflohenen könnten in ihre Dörfer zurückkehren.

Seit vergangenen Freitag sind mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. Der letzte - ein thailändischer Soldat - wurde in der Nacht auf Donnerstag erschossen. Mehr als 75.000 Menschen aus der Region sind auf der Flucht.

Der Regierungssprecher Kambodschas bezeichnete den Verlauf der Gespräche als "freundschaftlich" , die Armeen seien zuversichtlich, dass die Waffenruhe auch tatsächlich durchgesetzt werden könne. Er betonte, dass es sich um eine "vorläufige Abmachung" handle. Man müsse sehen, wie sich die Situation entwickelt.

Im Konflikt um den Tempel Preah Vihear an der gemeinsamen Grenze wurde bereits seit Anfang Februar geschossen. Zugespitzt hatte sich der gegenseitige Beschuss dann am 22. April. Die Glaubensstätte aus dem 11. Jahrhundert ist bereits seit Generationen, ebenso wie andere Tempel im Grenzgebiet, zwischen beiden Ländern umkämpft.

Preah Vihear wurde 1962 vom Internationalen Gerichtshof Kambodscha zugesprochen, was Thailand jedoch nie anerkannt hat. Neue Nahrung erhielten die Streitigkeiten, als 2008 Preah Vihear den Status eines Weltkultur-Erbes von der Unesco erhielt. Allerdings blieb ein Areal von 4,6 Quadratkilometern Größe in unmittelbarer Nähe des Tempels Streitgegenstand zwischen den beiden Ländern. Teile des kambodschanisch-thailändischen Grenzverlaufs wurden also nie formal demarkiert, was Nationalisten und sporadische Zusammenstöße immer wieder befeuert hat.

Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, die jüngste Auseinandersetzung um den Tempel begonnen und schwere Waffen sowie Artillerie-Feuer eingesetzt zu haben. Die thailändische Armee wies die Vorwürfe des kambodschanischen Verteidigungsministeriums zurück, Giftgas-Patronen bei den Gefechten verwendet zu haben.

Vor drei Jahren entflammte der Konflikt kurz vor den landesweiten Wahlen in Kambodscha - dieses Jahr stehen in Thailand Neuwahlen ins Haus.

"Das Tempel-Thema wird immer dann entstaubt, wenn die politische Temperatur in Thailand steigt" , analysiert Duncan McCargo, Thailand-Experte von der Universität in Leeds.

Der vorläufigen Waffenruhe folgen wohl nun Gespräche zwischen den Premierministern beider Länder im nächsten Monat. (dpa, juh/DER STANDARD, Printausgabe, 29.4.2011)