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Ja, natürlich, es muss sein. Freitag, 29. April, neun Uhr, sitzen wir vor dem Fernseher.

Foto: APA/Guillaume Horcajuelo

+++Pro
Von Birgit Baumann

Ja, natürlich, es muss sein. Freitag, 29. April, neun Uhr, sitzen wir vor dem Fernseher. Seit Monaten wird das gemeine Volk mit royalen Häppchen an-gefüttert. Kates Kleid soll schlicht sein, William wird keinen Ring tragen, Diana selig auch irgendwie eingebunden sein.

Jetzt wollen wir das endlich alles sehen, inklusive des gestrengen Blicks der Queen und die modischen Patzer der europäischen Prinzessinnen. Wir schauen im TV Krimis, sinnentleerte Talk-Shows und müde Filmchen. Und diese "greatest show on earth" sollen wir uns entgehen lassen? Never ever!

Sorry, Chefs, es versteht sich von selbst, dass Meetings an diesem Hochzeitstag so gelegt werden, dass sie nicht den Ablauf der Zeremonie stören, dass wir mit aller Welt beim ersten Blick aufs Brautkleid live dabei sind und beim Jawort erst recht. Es ist wie an Weihnachten, nur besser. Da überfressen wir uns auch mit Ben Hur, Vom Winde verweht und Sissi. Gönnt uns bitte am 29. April diese üppige, zuckerlrosa Hochzeitstorte. Der Kater kommt früh genug.

Kontra---
Von Michael Möseneder

Also bitte: Wenn man sich eine Hochzeit ansehen will, muss man nur zum nächsten Standesamt gehen. Und lechzt man nach dem vollen Programm, mit Braut in Weiß und so, gibt es in der Nähe sicher auch ein hübsches Kirchlein. Wenn man völlig skrupellos ist, kann man sich vielleicht sogar in den anschließenden Empfang einschleichen.

Warum zum Henker soll man also den Fernseher aufdrehen und dem Jawort zweier Briten zusehen? Deren jüngere Familiengeschichte übrigens nahelegt, dass sie sich ohnehin bald scheiden lassen oder Mätressen nehmen?

Sicher, militärisch Interessierte könnten vielleicht einen Grund für den televisionären Marathon haben – immerhin gibt es sicher viele hübsche und bunte Uniformen zu bestaunen, die den Glanz des Empires ein wenig leuchten lassen.

Aber die geschichtlich weniger bewandten Wedding-Junkies? Wenn die es ernst meinen, brauchen sie vor allem Standhaftigkeit. Denn im Gegensatz zu einem Fußballmatch gibt es beim Heiraten keine Pinkelpause – und sieben Stunden sind lang. (Der Standard/rondo/29/04/2011)