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Der Beginn einer Rettungsaktion: Im Februar warf sich Nokia-CEO Stephen Elop (links) aufgrund seiner
"brennenden Plattform" in die Arme von Ex-Boss Microsoft-CEO Steve Ballmer.

Foto: AP/Alastair Grant

Da Nokia künftig von Microsoft das Betriebssystem für seine Handys kauft, sind 7000 Entwickler überflüssig. Ihre Kündigung zum Jahresende soll eine Milliarde Euro sparen. Österreich soll nicht betroffen sein.

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Helsinki/Wien - Der finnische Handyhersteller Nokia, nach Stückzahlen Weltmarktführer, nach Umsatz im jüngsten Quartal von Apple auf Platz zwei verwiesen, kündigte am Mittwoch die Streichung von 7000 Stellen an. 3000 der betroffenen Mitarbeiter sollen zum Berater Accenture wechseln. Insgesamt will das Unternehmen damit bis zum Jahr 2013 eine Milliarde Euro jährlich einsparen.

Der Stellenabbau betrifft vor allem die eigene Softwareentwicklung und ist Folge der im Februar bekanntgegebenen engen Partnerschaft mit Microsoft. Nokia CEOStephen Elop warnte bereits damals vor einem "substanziellem" Stellenabbau.

Bis Ende 2012 sollen 4000 Mitarbeiter gänzlich gekündigt werden, vor allem in Dänemark, Finnland und Großbritannien. 3000 weitere, die Software für Nokias bisheriges System Symbian entwickeln, soll das Beratungskonzern Accenture übernehmen. Ende März beschäftigte Nokia rund 131.00 Mitarbeiter, 5000 mehr als im Vorjahr, 59.000 davon in der Handysparte.

Wie berichtet hat der Ex-Microsoft-Mann Elop in einer dramatischen Ankündigung im Februar Nokias Marktanteilsverluste mit einem Mann auf einer "brennendenÖl-Plattform" verglichen, der keine andere Überlebenschance hätte als den Sprung in die Tiefe zu wagen - in Nokias Fall in die Arme von Microsoft und dessen Windows Phone 7.

Dieser Wechsel bringt Nokia nicht nur Einsparungen, da es keine Entwicklungskosten für ein eigenes Betriebssystem mehr hat, sondern wurde von Microsoft auch mit viel Geld versüßt. Erst vergangenen Donnerstag gaben Nokia und Microsoft die vertragliche Fixierung ihrer Partnerschaft bekannt, wonach Nokia für "seine Beiträge Zahlungen in der Höhe mehrerer Milliarden Dollar erhalten wird" , ohne eine konkrete Ziffer zu nennen. Der Wechsel zur Windows-Plattform soll innerhalb von zwei Jahren vollzogen werden. Das bringt Nokia weiter unter Druck:Da es vor 2012 keine eigenen Nokia-Windows-Handys geben wird ist zu erwarten, dass der Durchschnittsertrag seiner Handys weiter schrumpfen wird.

Nokias jüngste Quartalszahlen machten dies deutlich:Zwar stieg der Umsatz um sechs Prozent, aber der Gewinn schrumpfte. Der Anteil am (teuren)Smartphonemarkt sank binnen zweier Jahre von 41 auf 26 Prozent und ist nach jüngsten Berichten weiterhin imSturzflug. Während Nokias Durchschnittsertrag pro Handy bei 60 Euro liegt, ist jener seines profitabelsten Konkurrenten, Apple, deutlich über 400Euro.

Jetzt bleibt Nokia nur noch die Flucht in eine angeblich bessere Zukunft: Marktforscher IDCund Gartner sehen für Windows-Handys dank Nokia rosige Zeiten voraus, mit einem höheren Marktanteil als für Apple - allerdings erst im Jahr 2015.Eine Ewigkeit in diesem Markt:Vor vier Jahren war Apples Marktanteil null, da das erste iPhone, von Nokia belächelt, erst im Juni 2007 erschien.

Österreich sei von dem Stellenabbau nicht betroffen, erklärte Nokia-Sprecherin Alma Mautner dem STANDARD. Wien sei Zentrale für 15 Länder, der Mitarbeiterstand wuchs in den vergangenen zehn Jahren von zehn auf rund 100 Stellen, ohne Netzwerksparte. (spu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.4.2011)