Das quote-Geburtstagsfest hostet die Reunion feministischer/queerer Wiener Bands, die es nicht mehr gibt, und bittet ehemalige quote-DJs noch einmal an die Plattenteller. Holly May, Bonanza Jellybean, Skizze, z.B.: übt nix, kann alles, Fist Receiver, Oh Wildnis sowie die quote All-Stars werden am 30. April im brut/Künstler_innenhaus für Musik und Stimmung sorgen.

Foto: Flyer Quote

Seit 2001 gibt es die quote. Jetzt kommt erstmal eine Pause für das quote-DJ-Pult.

Eva Trimmel

DJ Subsilk bei der Arbeit.

Foto: Quote

Viele Flyer gingen in den letzten zehn Jahren raus, wie etwa dieser...

Foto: Flyer Quote

... oder dieser.

Foto: Flyer Quote

Seit 2001 wird in Wien jeden ersten Freitag im Monat queer-feministische Partykultur zelebriert, die durch recht einfache Beweggründe ihren Anfang nahm: Ein paar Freundinnen wollten schlicht einen Ort haben, wo sie Musik auflegen können, die ihnen gefällt. Das bedeutete aber auch Musik, die weder sexistische, rassistische oder homophobe Texte enthält, oder diesbezüglich von zweifelhaften ProduzentInnen stammt. Das war und ist aber schon die einzige gemeinsame Linie, dem die Mitglieder des DJ-Kollektivs in den vergangenen zehn Jahren folgten, "wir sind eher ein 'von bis-Kollektiv'" meint IiF, Quotist_in der ersten Stunde. Aber es gibt sehr wohl den gemeinsamen Anspruch, mit der Musik ein Statement rüberzubringen und dass die Musik vermehrt von queeren- oder transgender Personen stammt. Der Stil der quote macht sich somit eher an einer politischen denn an einer musikalischen Linie fest. Heute folgen dieser Linie insgesamt dreizeihn DJs mit den klingenden Namen Christiane, dj c, elchaos, IiF, Shushu, Lyn, Mäx, Miss Bourbon, Missklang, Nic., Subsilk, Tomke und Vina Yun.

Alles begann im Siebten

Die ersten quote-Abende wurden im Pulse im siebten Bezirk veranstaltet, erzählt IiF. Schon bald zog es das Kollektiv ins frisch eröffnete und damals noch sehr kleine Fluc am Wiener Praterstern. "Das Fluc hat uns gleich sehr angesprochen, weil es ein recht offener Ort ist. Wir wurden vom Fluc auch sehr herzlich aufgenommen." Der quote-Club war somit einer der ersten Fixtermine des mittlerweile um ein paar Meter versetzten und um ein vielfaches vergrößerten Lokals am Praterstern. Heute wie damals ist das Spezielle am Fluc, dass völlig verschiedene Menschen aufeinandertreffen, was für die quote-Veranstalter_innen nicht immer nur Vorteile hatte: "Es war uns wichtig, dass wir einen Ort bespielen, wo alle Menschen hinkönnen und wo es auch keinen Eintritt gibt. Bei so unterschiedlichen Leuten gibt es natürlich auch verschiedenste Erwartungen und Vorstellungen darüber, was an so einem Abend passieren soll. Da die quote einen queer-feministischen Raum gestaltet, heißt das für uns, dass rassistische, sexistische und homophobe Übergriffe einfach keinen Platz haben dürfen. Viele an so einem derart offenen Ort wissen aber gar nicht, was dort stattfindet und kommen da ganz unreflektiert rein", erklärt IiF. Die Veranstalter_innen mussten somit immer wieder aufs Neue manchen BesucherInnen zeigen, was bei der quote einfach nicht drinnen ist. Zu sehr später Stunde krachten nicht selten betrunkene Männer in den Club, "die sich noch schnell wen aufreißen wollten und andere belästigt haben", erinnert sich IiF an Konflikte mit manchen Gästen. Nach Auseinandersetzungen über verbale oder physische Übergriffe ließ sich dann oftmals auch nicht mehr so schnell wieder unbeschwert weiterfeiern. quote war sich aber immer bewusst, dass eine queer-feministische Veranstaltung in einem offenen Raum eine laufende Ausverhandlung von Grenzen erfordert. 

Verhandlungspause

Nach vielen Jahren Verhandlung und Kampf um einen queeren Raum stellte sich innerhalb der quote Müdigkeit ein und der Club zog 2009 ins Brut im Künstlerhaus um. Dort erhofften sie sich mehr Leute, die ganz gezielt zur quote kommen. "Für ein halbes Jahr sollte das für uns eine Art Rückzugsstrategie sein, damit wir uns von diesen Kämpfen etwas ausruhen konnten." Zwar war im Brut das quote-Publikum tatsächlich stärker vertreten, summa summarum mussten sich die Quotist_innen aber eingestehen, "dass es unreflektierte Menschen dort wie da gibt".

Doch die Kämpfe haben sich gelohnt: Dass der Anspruch auf Raum für queer-feministisches Feiern in Wien ein Stück weit selbstverständlicher wurde, ist durchaus auch der quote anzurechnen. Aber konnte sie auch auf die Frauendichte hinter den Plattentellern Einfluss nehmen? "Als wir vor zehn Jahren angefangen haben, war die DJ-Kultur in Wien beinahe ausschließlich männlich besetzt. Das hatte auch zur Konsequenz, dass extrem wenig von Frauen produzierte Musik zu hören war. Heute ist es nichts Besonderes mehr, wenn du in einem Club eine Frau als DJ antriffst." Der Sexismus in der Musikszene hätte sich aber nicht erledigt, meint IiF. Den Einfluss der quote sieht sie in der Heranbildung einer politischen, queer-feministischen Party-Szene aber durchaus, "obwohl als Frau ganz auf bescheiden erzogen: das können wir uns durchaus zugestehen." Und der Einfluss könnte noch weiter gehen: "Wir wünschen uns natürlich schon auch, dass wir bei jungen Party-Macher_innen Vorbildwirkung haben."

Bands, die es nicht mehr gibt

Die nächste, und vorläufig auch letzte Gelegenheit, die quote auf ihre Role-Model-Tauglichkeit hin zu checken, gibt es am 30. April. Das 10-jährige Bestehen soll gefeiert werden und dazu holte sich die quote unter der Motto "Bands, die es nicht mehr gibt, spielen Musik, die wir schon immer hören wollten" Musiker_innen auf die Bühne, die sich von dieser eigentlich schon verabschiedet haben. Skizze, First Receiver, z.B., Holly May und Bonanza Jellybean werden sich zu quotes Ehren wieder in Bandformation begeben. Warum es gerade Bands sein sollten, die es gar nicht mehr gibt, hatte nicht nur nostalgische, sondern auch pragmatische Gründe. "Als wir zusammenzählten, welche Bands bei quote-Veranstaltungen gespielt haben, hieß es dann 'die gibt es nicht, die gibt es auch nicht mehr' und da beschlossen wir, diese Band doch einfach trotzdem zu fragen." Daraus entstand dann ein Motto, das auch zur zukünftigen quote passt, denn das Fest am 30. April dient nicht nur der Zelebration der vergangenen Jahre, sondern leitet auch eine Pause ein. Die bisherigen quote-Veranstaltungen wird es künftig in der gewohnten Frequenz nicht mehr geben. Niemand von der quote kann damit Geld verdienen, Jobs müssen also auch noch erledigt werden und "wenn man 10 Jahre lang jeden Monat einen Club veranstaltet, wird man einfach irgendwann müde - und das ist auch okay". Dennoch wird bei verschiedenen speziellen Anlässen quote weiterhin auftauchen, aber von den monatlichen Clubs nimmt sich quote eine Auszeit. "Auflösen wird sich die quote aber nicht, "wir werden uns neu erfinden." (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 28.4.2011)