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Kambodschanische Polizei nahe der Grenze zu Thailand.

Foto: EPA/MAK REMISSA

Phnom Penh/Bangkok - Der blutige Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha nimmt immer schärfere Züge an. Thailand ließ ein geplantes Gespräch über eine Waffenruhe am Mittwoch platzen, Kambodscha sprach von einer "Kriegserklärung" des Nachbarn. Die Regierungen wichen von ihren gegenseitigen Beschuldigungen nicht ab. In den Gefechten der vergangenen Tage kamen 14 Menschen ums Leben.

Die Kämpfe in der Nähe der Tempelanlage Ta Moan and Ta Krabei (auf thailändisch: Ta Muen and Ta Kwai) gingen weiter. Bis Mittwoch waren acht kambodschanische und fünf thailändische Soldaten sowie ein Bauer aus Thailand ums Leben gekommen. Mehr als 60 Menschen wurden verletzt. Aus dem Grenzgebiet flüchteten mehr als 50.000 Menschen.

Kambodschas Regierungschef Hun Sen schlug direkte Gespräche mit Thailands Premierminister Abhisit Vejjajiva am Rande des Gipfeltreffens der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (Asean) am übernächsten Wochenende (7. Mai) in Jakarta vor. Das thailändische Außenministerium wolle den Konflikt früher lösen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.

Nicht in Krieg ausarten

Der Grenzkonflikt werde nicht in einen Krieg ausarten, beteuerte Thailands Vize-Regierungschef Suthep Thaugsuban im Parlament. "Thailand und seine Bürger wollen Frieden und freundliche Beziehungen zu den Nachbarn", sagte er. "Wir sind keine Kriegstreiber." Seine Regierung sagte aber Gespräche über eine Waffenruhe ab - weil die kambodschanische Presse geschrieben hatte, Thailand wolle die Gespräche nur, weil es militärisch auf der Verliererstraße sei, sagte Armeesprecher Sansern Keowkamnerd.

Phnom Penh reagierte am Mittwoch empört auf Vergeltungsmaßnahmen "auf thailändischem Gebiet", wie es die Regierung in Bangkok am Tag zuvor angekündigt hatte. Dasselbe Gebiet beansprucht Kambodscha auch als eigenes Territorium. Das "kommt einer Kriegserklärung gleich", sagte der Sprecher des Außenministers, Koy Kuong. Thailand drohe mit militärischen Maßnahmen wegen eines Gebiets, das der Internationale Gerichtshof 1962 Kambodscha zugesprochen habe.

Damit bezog sich der Sprecher auf die Entscheidung von 1962, den Tempel Preah Vihear (thailändisch: Phra Viharn) Kambodscha zuzusprechen. Dabei blieb die Hoheit über einen Teil des umliegenden Geländes aber strittig und sollte in Verhandlungen beider Seiten geklärt werden. Zudem gibt es entlang der Grenze weitere seit Jahrzehnten umstrittene Abschnitte. Dazu gehört auch das Gelände 150 Kilometer weiter westlich um die Tempel, wo seit vergangenen Freitag gekämpft wird.

Indonesien, das zur Zeit den Vorsitz in der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (Asean) führt, wollte in dem Konflikt vermitteln und Beobachter an die Grenze entsenden. Dem stimmte Thailand nur unter dem Vorbehalt zu, dass Kambodscha sich aus dem Preah Vihear-Gelände zurückzieht. Das wiederum akzeptiert Kambodscha nicht. (APA)