Paris/Rom - Neuer Zank zwischen Italien und Frankreich in Sicht: Nur wenige Stunden vor dem Beginn eines Spitzentreffens beider Länder in Rom hat der französische Konzern Lactalis ein milliardenschweres Übernahmeangebot für den italienischen Milchriesen Parmalat abgegeben. Nach Angaben des französischen TV-Senders BFM vom Dienstag beläuft sich die Offerte auf 3,37 Mrd. Euro. Nach Berichten der Online-Ausgabe der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" bietet der französische Molkereikonzern 2,6 Euro pro Aktie. Die Papiere von Parmalat zogen an der Mailänder Börse um knapp 11,60 Prozent an.

Erhöhung des Anteils

Lactalis hatte erst vor rund einem Monat seinen Anteil an dem italienischen Lebensmittelgiganten auf knapp 30 Prozent erhöht. Die Regierung in Rom hatte dies mit einem Dekret gekontert, mit dem verhindert werden soll, dass ausländische Konkurrenten bedeutsame italienische Konzerne kaufen. Als Folge war die Parmalat-Hauptversammlung von Mitte April auf Ende Juni verschoben worden.

Italienischen Medienberichten zufolge wollten sich mehrere italienische Banken noch Anfang dieser Woche zusammensetzen, um ein Konsortium zu bilden - als "italienische Alternative" für eine Übernahme des Konzerns. Auch der erfolgreiche Nutella-König Ferrero hatte sich vor einigen Wochen für Parmalat interessiert.

Parmalat war im Dezember 2003 unter einem Schuldenberg von mehr als 14 Mrd. Euro zusammengebrochen. Der ehemalige Parmalat-Chef Calisto Tanzi hatte mit seinen Mitarbeitern über Jahre Bilanzen gefälscht. Der Fall gilt als einer der größten Betrugsskandale der europäischen Unternehmensgeschichte. (APA)