Italiens Gesamtverschuldung liegt mit 119 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im europäischen Spitzenfeld. Die Chancen sind gering, dass sie in den kommenden Jahren sinkt. Der rigorose Sparkurs von Wirtschaftsminister Giulio Tremonti reicht für einen effizienten Schuldenabbau nicht aus. Der für 2014 angepeilte Haushaltsausgleich scheint eine Utopie. Denn Italien bleibt mit nur einem Prozent Wachstum weiterhin der Nachzügler in der EU. Damit kann das Land wirtschaftlich nicht punkten, geschweige denn seine Finanzen sanieren.

Zwar sind Italiens private Haushalte im Vergleich zu anderen Krisenländern wie Griechenland, Irland und Portugal weniger verschuldet. Sollte aber die Konjunktur nicht rasch angekurbelt werden, drohen die Ersparnisse aufgebraucht und die Schulden größer zu werden. Erst bei zwei Prozent Wachstum gibt es eine Trendwende, meint auch der Gouverneur der Banca d'Italia, Mario Draghi.

Nicht nur die Sanierung der Staatsfinanzen ist fraglich. Auch die Finanzierung der privaten Haushalte, der hochverschuldeten Gemeinden wird ein Problem. Nötig werden Strukturreformen und Liberalisierung. Diese stehen aber nicht auf dem Terminkalender. Für den Regierungschef haben die Justizreform und eine Änderung der Verfassung Priorität. Damit ist der Wirtschaft nicht geholfen. Das bisher vergessene Sorgenkind Italien droht bald wieder in den Fokus der internationalen Finanzpolitik zu geraten. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 26.4.2011)