Zyniker haben es ja immer schon gewusst, an tausenden Arbeitsplätzen haben sie den schönen Spruch aufgehängt: "Wer arbeitet, macht Fehler; wer viel arbeitet, macht viele Fehler" - befördert werde aber der, der keine Fehler macht. Das verpönte Managementkonzept, das die Nichtstuer belohnt, scheint auch in der Politik zu greifen.

Womit, bitte, ist Werner Faymann zuletzt aufgefallen? Womit Heinz-Christian Strache? Oder Eva Glawischnig, Josef Bucher und wie sie alle heißen mögen? Gar nicht sind sie aufgefallen - und die ÖVP hat die Aufmerksamkeit auch nur durch den ungeplanten Führungswechsel errungen. Aber die persönlichen Umfragewerte, die sind in Ordnung, besser als in normalen Zeiten. 

Normale Zeiten, das sind die, in denen gearbeitet wird. Zur Erinnerung: Die Arbeit des Politikers besteht in hohem Maße darin, für Überzeugungen zu streiten. Tut er das, erfüllt er den Auftrag jener Minderheit der Wähler, die ihn tatsächlich gewählt hat - und erregt den Unmut der Mehrheit. Also lieber: nicht streiten, hinter Polstertüren still verwalten, ab und zu einen Kompromiss schließen? 

Ja, auch das wird von den Wählern - zugegeben: nicht von den Journalisten, denen so die aufregenden Storys abhandenkommen - geschätzt. Und wenn Politiker dann auch noch klarmachen, dass sie ihre Überzeugungen auch ohne großen Streit durchsetzen können, wäre der politischen Kultur sehr gedient. (Conrad Seidl, DER STANDARD; Printausgabe, 23./24./25.4.2011)