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Konfuzius scheint es mit gelassenem Amüsement zu tragen, dass sich der Eingang zum chinesischen Nationalmuseum über Nacht so gewandelt hat:

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Peking - Konfuzius selbst wäre wohl nicht nachtragend gewesen: "Das Wasser haftet nicht an den Bergen, die Rache nicht an einem großen Herzen", hatte er einst erklärt ... Eine Statue des großen chinesischen Philosophen, die erst im Jänner vor dem Nationalmuseum in Peking feierlich eingeweiht worden war, ist nun überraschend entfernt worden. Die 9,5 Meter hohe Bronzestatue wurde an einen weniger prominenten Ort in einem Innenhof des Museums umgesiedelt.

Die Zeitung "Beijing Wanbao" stellte den Umzug als lange geplant dar. Dabei hatte Museumsdirektor Lu Zhangshen die Skulptur bisher als "eine weitere ins Auge springende Sehenswürdigkeit" im Herzen der Hauptstadt neben dem Nationalmuseum, der Verbotenen Stadt und Großen Halle des Volkes gepriesen.

Hintergrund

Die prominente Lage schräg gegenüber eines großen Porträts von Mao Tse-tung, Chinas früherem Staatspräsidenten, am Eingang zum Kaiserpalast hatte für Diskussionen gesorgt - weil der "große Steuermann" die Lehren von Konfuzius immer als rückständig bekämpft hatte. So schieden sich die Geister: Einige sahen ein Symbol der traditionellen chinesischen Kultur, deren Morallehre stärker gefördert werden sollte. Andere meinten hingegen, Konfuzius könne die chinesische Gesellschaft nicht voranbringen und warnten vor einem neuen Kult um den alten Gelehrten.

Der Literaturforscher der Akademie der Sozialwissenschaften, Bao Mingde, nannte die Umsiedlung laut "China Daily" einen "richtigen Schritt". Konfuzianismus sei zwar ein wichtiger Teil der chinesischen Kultur, könne aber nicht alle Werte und Ideale repräsentieren, nach denen das moderne China heute strebe. Internetnutzer machten sich lustig: "Vielleicht ist der Vorsitzende Mao nicht glücklich?", fragte einer. Ein anderer zog einen ironischen Vergleich zu dem inhaftierten berühmten Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei: "Er ist abgeholt worden. Die Anklage dürfte auf Wirtschaftsverbrechen lauten." (APA/red)