Wien  - Neue Vorwürfe gegen den Direktor der Wiener Kunsthalle, Gerald Matt: Nachdem dem Kunstmanager vorgeworfen wurde, Mitarbeiter seines Hauses für die unter seinem Namen veröffentlichte Interviewsammlung "Österreichs Kunst der 60er-Jahre" sowie für zwei Ausstellungen im Parlament eingesetzt zu haben, geraten nun drei weiter Ausstellungen im Österreichischen Kunstforum New York in den Fokus.

In einer parlamentarische Anfrage an Außenminister Michael Spindelegger wirft der grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl die Frage auf, ob diese 2008 und 2009 eröffneten Ausstellungen von Matt als Privatperson kuratiert wurden, oder als Kunsthallendirektor. Thomas Häusle, Präsident der Kunsthalle Wien, weist für den Vorstand die implizierten Vorwürfe zurück.

Forderung: Verträge offenlegen

Die Grünen beziehen sich auf die Schauen "Under Pain of Death" (eröffnet am 22. Jänner 2008), "1989: The End of History or the Beginning of the Future?" (eröffnet am 2. November 2009) und "Videorama: Subversion, Absurdity, and Form in Austrian Video Art" (eröffnet am 1. Dezember 2009). Alle drei Ausstellungen fanden im Austrian Cultural Forum in New York (ACFNY) statt. "Es erscheint nicht zuletzt im Lichte jüngster Enthüllungen um private Nebentätigkeiten Gerald Matts und die Involvierung von Angestellten der Kunsthalle Wien in diese Tätigkeiten klärenswert, ob es sich bei den genannten Ausstellungen um Kooperationen des ACFNY mit der Kunsthalle Wien handelte oder ob Gerald Matt als Privatperson mit der Kuratorentätigkeit beauftragt wurde", so Zinggl laut Anfragebegründung.

Konkret verlangen die Grünen Auskunft über die vertraglichen Beziehungen und Konditionen zwischen Matt und ACFNY. Es gehe hier sowohl um die Frage des Gehalts als auch um die Frage, ob Matt verpflichtet war, die kuratorischen Tätigkeiten selbst zu erledigen. Ein weiterer zentraler Punkt ist der Umstand, ob Mitarbeiter der Kunsthalle in die Durchführung der Schauen involviert waren.

Reaktion: Nebentätigkeiten zulässig

"Der Vorstand wird auch weiterhin die internationalen Aktivitäten der Kunsthalle Wien unterstützen, da diese von reputativem und finanziellem Vorteil für das Haus sind", betonte Häusle in einer Reaktion. Schließlich sei es ein Erfolgskriterium für die Arbeit eines Ausstellungshauses, wenn Ausstellungsprojekte international übernommen werden. "Die Reputation der Kunsthalle Wien beruht des weiteren auch darauf, dass ihr Direktor als Kurator international gefragt ist und Ausstellungen im Rahmen seiner vertraglich zulässigen Nebentätigkeiten international kuratiert hat." Hierunter falle die Ausstellung "1989", die Matt gemeinsam mit Andreas Stadler vom ACFNY kuratiert habe.

"Videorama" sei hingegen ein Projekt der Kunsthalle, das an verschiedenen Orten weltweit gezeigt wurde. Hier existiert ein Kooperationsvertrag zwischen dem ACFNY und der Kunsthalle Wien. "Under Pain of Death" ist eine Produktion des Kulturinstituts NY, die von Abraham Orden und Gerald Matt kuratiert wurde und vom Vorstand der Kunsthalle Wien begrüßt wurde.

Wirtschaftsprüfer unabhängig?

Bereits am Donnerstag hatte sich das Präsidium des Vereins Kunsthalle dezidiert hinter Matt gestellt. Auf dessen eigenen Wunsch werden die Abrechnungen rund um das diskutierte Interviewbuch einer Überprüfung durch "die unabhängigen Rechnungsprüfer und einen Wirtschaftstreuhänder" unterzogen.

Zinggl äußerte an diesem Vorgehen Kritik. Wenn der Name der prüfenden Wirtschaftskanzlei nicht bekanntgegeben werde, nähre das den Verdacht einer Nahbeziehung zu Matt. Überdies erscheine der Zeitdruck, bereits nach Ostern Ergebnisse vorzulegen, unseriös. "Hier wurde auf Kosten der Kunsthalle ein Gefälligkeitsgutachten in Auftrag gegeben", vermutet der Grün-Politiker.

Zu klären sei, ob Matt laut seinem Dienstvertrag tatsächlich Ressourcen der Kunsthalle für private Zwecke nutzen dürfe. Sei dies der Fall, müssten die Subventionen der öffentlichen Hand überdacht werden. "Muss eigentlich auch das Ensemble des Burgtheaters zum Osterputz in der Wohnung von Herrn Hartmann antreten, wenn der das wünscht?", so Zinggl. (APA)