Erste Station unserer 32-tägigen Indochina-Reise (Vietnam und Laos) im November und Dezember 2010 war Mui Ne, ca. 220 Kilometer nördlich von Saigon. Einst ein kleiner Fischerort sind hier in den letzten 15 Jahren viele, eher kleinere Resorts entstanden. Man kann Kitesurfen, im südchinesischen Meer baden, eines der vielen tollen Seafood-Restaurants besuchen oder einfach am Pool entspannen. Zum Beispiel (wie wir) im sehr empfehlenswerten Grace Boutique Resort.

Foto: Martin Ristl

In der Umgebung von Mui Ne bieten sich die weißen Sanddünen als Ausflugsziel zum Beobachten des Sonnenaufgangs an. Die Sanddünen dienten Fotografen immer wieder als Sahara-Ersatz für Fotoshootings. Die Fahrt dorthin kann man entweder mit einem Jeep plus Fahrer oder mit geliehenen Motorrollern machen.

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Besonders malerisch ist auch der Fischerhafen von Mui Ne, wo hunderte dieser farbenprächtigen Boote vor Anker liegen. Der Besuch des Fischerhafens ist üblicherweise ein Programmpunkt auf der Rückfahrt von den Sanddünen. Wenn am frühen Morgen der frische Fang am Strand entladen und verteilt wird, kann man hier das Leben gut beobachten. Man bekommt auch einen interessanten Einblick in die Lebensrealität der Fischer, die in einfachen Behausungen direkt am Strand leben.

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Nächste Station unserer Reise war Hoi An, das unter anderem vom Flughafen bzw. Bahnhof in Da Nang in einer etwa 45-minütigen Autofahrt zu erreichen ist. Die leicht abenteuerliche Zugfahrt nach Da Nang dauerte für die ca. 800 Kilometer von Mui Ne mit dem Reunification Express knapp 16 Stunden. Hoi An, eine alte Handelsstadt mit chinesischem und japanischem Einfluss, hat ca. 75.000 Einwohner. Die Altstadt gilt als die einzige, die nicht im Vietnamkrieg zerstört wurde und ist UNESCO Weltkulturerbe.

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Besonders am Morgen, wenn kaum Touristen unterwegs sind, kann man noch das Flair des alten Indochina spüren. Aber auch untertags herrscht hier (noch) eine angenehme Atmosphäre. Obwohl ein Großteil der Vietnamesen bereits einen Motorroller hat, sind hier immer noch sehr viele Fahrradfahrer unterwegs.

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Sehr beeindruckend war auch der Besuch des lokalen Marktes. Zwischen 6 und 7 Uhr in der Früh waren wir hier die einzigen Ausländer und konnten das rege Treiben beobachten. Das Marktgeschehen ist fast ausschließlich in Frauenhand - egal ob als Ver- oder Einkäuferin. Genauso farbenfroh wie die angebotenen Produkte sind die Gewänder der Vietnamesinnen. Die Frische und Vielfalt der Lebensmittel lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.

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Die Hauptstadt Ha Noi, die 2010 ihr tausendjähriges Bestehen feierte, war unser nächstes Ziel. Das, vor allem in der Altstadt, zum größten Teil von Motorrollern verursachte "Verkehrschaos" herrscht hier fast den ganzen Tag. So chaotisch der Verkehr jedoch auch wirken mag, es fließt doch immer alles wie choreographiert ineinander und auch als Fußgänger kann man die Straßen ohne Hilfe von Zebrastreifen oder Ampeln gefahrlos überqueren. Von der obersten Terrasse vom Café im Hintergrund hat man eine gute Aussicht auf das Verkehrsgeschehen.

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Am Abend und in der Nacht ist vor allem die meist perfekt gestylte Jugend von Ha Noi auf Ihren Motorrollern unterwegs. Eine Vespa deutet aber in dem Fall schon auf einigen Wohlstand hin, der Preis dafür ist ähnlich dem in Europa. Ein Vietnamese mit einem Durchschnittseinkommen müsste, um sich eine neue Vespa leisten zu können, schon 1 bis 2 Jahre arbeiten.

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Das Leben in der Altstadt faszinierte uns und wir fühlten uns trotz des Trubels immer sehr wohl und sicher. Besonders toll sind die unzähligen Straßenküchen, oft spezialisiert auf nur ein Gericht. Innerhalb von wenigen Metern könnte der Hunger mehrmals gestillt werden. Die Preise für eine Portion sind aus europäischer Sicht unglaublich günstig (1 - 2 US$ je nach Speise). Aus den vielen offenen Küchen an jeder Ecke der Altstadt strömt ein anderer köstlicher Geruch.

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Das Leben in Ha Noi spielt sich im wahrsten Sinn des Wortes auf der Straße ab. Vom Gehsteig ist man, wie auf diesem Foto zu sehen ist, meist nur einen Schritt vom Wohnraum der jeweiligen Bewohner entfernt. Abwasch und Essenszubereitung werden, hier wohl aus Platzmangel, wie so oft gleich auf die Straße verlegt. Eine typische Szene, die wir in Ha Noi unzählige Male gesehen haben.

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Jede Straßenecke bietet neue Überraschungen, wie zum Beispiel diese farblich perfekt (auch auf ihr Haus) abgestimmte Badmintonspielerin. Langweilig wird einem in Ha Noi nicht so schnell, jeder Tag bietet unzählige neue und faszinierende Eindrücke vom Leben in Südostasien.

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Das Transportwesen in Vietnam ist zum Großteil von den leistungsstarken Motoren der Honda-Motorroller und vom Balancegefühl der Fahrer abhängig. Es gibt nichts, was nicht auf einem Roller Platz fände. Die Vasen sind hoffentlich heil beim neuen Besitzer angekommen.

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Von Ha Noi aus empfiehlt sich ein Ausflug zur Ha Long Bucht bzw. zur touristisch wenig erschlossenen Bai Tu Long Bucht. Die wird nur von den Schiffen der empfehlenswerten Reederei Indochina Junk durchfahren. Anfang Dezember liegt oft starker Nebel über der Bucht. Der sorgt aber dafür, dass diese Landschaft, die aus tausenden Kalkfelsen besteht, besonders märchenhaft wirkt.

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Während der ein- bis dreitägigen Touren wird man mit kleinen Booten zu versteckten Buchten und einsam liegenden, schwimmenden Fischerdörfern gerudert. Das ganze Gebiet der Ha Long Bucht zählt zu den UNESCO Weltnaturerbestätten.

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Von Ha Noi aus flogen wir weiter nach Luang Prabang in Laos. Luang Prabang ist das spirituelle Zentrum des Landes. Die Altstadt mit ihren unzähligen Klöstern ist UNESCO Weltkulturerbe. Der Großteil der Häuser und Klöster hier ist perfekt renoviert und auch sehr sehenswert. Das Zentrum von Luang Prabang ist fast ausschließlich auf Touristen ausgerichtet. Trotzdem lohnt ein Besuch und wir fühlten uns im immer noch sehr dörflichen Flair der Stadt sehr wohl.

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Jedes der Klöster - die meisten sind zwischen 300 und 500 Jahren alt - zeichnet sich durch andere künstlerische Details an der Fassade oder Innenausstattung aus. In jedem finden sich aber klarerweise Buddhafiguren in den unterschiedlichsten Ausführungen.

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Zentral in der Altstadt befindet sich der heilige Mount Phou Si, von dessen Gipfel aus man einen schönen Ausblick auf die unberührte Natur in der Umgebung und auch die Stadt selbst hat. Der Anstieg über mehr als 300 Stufen war bei knapp 35° C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit ziemlich schweißtreibend. Die vielen Buddhastatuen am Weg hinauf bieten aber oft genug einen Anlass zur Pause.

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Jeden Morgen beginnt ab 6 Uhr die Prozession der Mönche durch die Altstadt, bei der diese die Almosen der Bevölkerung empfangen. Der Tagesablauf beginnt für die Mönche aber schon gegen 4.30 Uhr. Um diese Zeit werden mit, in der ganzen Stadt hörbaren, Gong-Schlägen die ersten Gebete angekündigt.

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Auch die Einwohner selbst stehen sehr früh auf. Für die Prozession bereiten die Gläubigen jeden Tag frische Speisen für die Mönche vor, die als Spenden an die Mönche übergeben werden.

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Ein nettes Erlebnis in Luang Prabang ist eine etwa einstündige Fahrt am Mekong zur Zeit des Sonnenuntergangs. Entlang des Mekongufers warten gegen 16.30 bis 17 Uhr schon die Bootsmänner auf Kundschaft für diesen kurzen Ausflug. Die Stimmung ist großartig, wenn die Sonne hinter den Bergen versinkt und sich der Mekong in der Abenddämmerung rot färbt.

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Etwa 100 Kilometer nördlich von Luang Prabang liegt der kleine Ort Nong Kiau, der entweder mit einem Minibus oder einem Slow Boat den Mekong und Nam Ou flussaufwärts zu erreichen ist. In Nong Kiau bekommt man schon einen authentischeren Einblick in die laotische Lebensrealität. Vor allem, wenn man von dort aus eine Tour mit einem Guide (z.B. von Green Discovery) zu sogenannten Ethnic Villages macht. Das Leben in den Dörfern ist ausgesprochen einfach und Besuch von außerhalb bzw. überhaupt Ausländern gibt es hier nur wenige Male im Jahr.

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Eine Schule in einem Dorf ist immer noch etwas Besonderes und für viele laotische Kinder endet die Schulzeit nach zwei bis drei Jahren, da sie als Hilfe für ihre Eltern bei der Feldarbeit gebraucht werden. Unser Guide war der einzige von seinen Geschwistern, der sein Heimatdorf verlassen und noch eine weitere Schule besuchen konnte. Seit einiger Zeit arbeitet er nun schon als Guide und verdient im Monat ca. 45 Euro, was etwas höher als das laotische Durchschnittseinkommen ist. Sein Traum ist es, einmal in die Hauptstadt von Laos, nach Vientiane, reisen zu können.

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Die zum größten Teil noch unberührte Natur, wir wir sie zum Beispiel während einer sechsstündigen Bootsfahrt den Nam Ou flussabwärts sehen konnten, ist der große Reichtum von Laos. Der Nam Ou ist nach dem Mekong der zweit wichtigste Fluss in Laos und dort, wo keine Straßen vorhanden sind, eine wichtige Verkehrsader. Noch ist der Fluss unreguliert und frei von Staudämmen.

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Don Khong, wo wir ein paar Tage verbrachten, ist die Hauptinsel der 4.000 Islands, einer Insellandschaft im Mekong im Süden von Laos an der Grenze zu Kambodscha. Die Zeit hier steht still und erst vor kurzer Zeit sind Teile der Insel an das Stromnetz angeschlossen worden. Die Insel lässt sich gut mit dem Fahrrad oder Motorroller erkunden und man bekommt wieder mal einen Einblick in die ursprünglichen Lebensverhältnisse der laotischen Bevölkerung, die zum Großteil aus Bauern besteht.

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Außer für Fischer, deren Lebensgrundlage der Fluss ist, gibt es hier sonst nicht viel zu tun. Der Mekong ist, nach dem Amazonas, der Fluss mit der größten Artenvielfalt. Wir genossen daher jeden Abend den wirklich fangfrischen Fisch.

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Am Ende der Reise freuten wir uns darauf, nach drei Tagen in Kambodscha und dem Besuch der Tempelanlagen von Angkor, nochmal nach Vietnam zurückzukommen. Mit dem exzellenten Guide Tan von Waterbuffalotours machten wir eine 3-tägige Tour ins Mekong-Delta. Unter anderem besuchten wir den schwimmenden Markt von Cai Rang, wo vor allem am frühen Morgen reger Trubel herrschte. Mit unserem kleinen, von Tan gecharterten Boot konnten wir direkt durchs Geschehen fahren.

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Die Ware auf den großen Booten kommt frisch vom Feld und wird an die Händler mit den kleineren Booten verkauft. Diese bringen die Waren dann entlang der tausende Kilometer langen, oft winzigen Kanäle, zu den Bewohnern der versteckt im Delta liegenden Dörfer. Das Mekong-Delta ist eine der fruchtbarsten Regionen der Welt, hier kann drei Mal im Jahr Reis geerntet werden und in Krisenzeiten könnte von hier aus sogar ganz Vietnam versorgt werden.

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Während unserer Tour fahren wir auch durch einige der vielen kleineren Kanäle, sehen versteckte Dörfer und lernen Menschen kennen, die, wie unser Guide meint, nur selten oder nie zuvor in ihrem Leben Europäer gesehen haben. Wir glauben ihm aufs Wort, denn wir werden genauso neugierig beobachtet, wie wir uns für die Menschen hier interessieren.

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Die meisten Geschäfte im Mekong-Delta haben zwei Ladenfronten. Eine zum Fluss und die andere zur Straßenseite hin. Immer noch ist der Fluss hier ein absolut wichtiger Verkehrsweg. In den letzten Jahren entstanden aber etliche neue Straßen und Brücken, die entlegene Orte einfacher erreichbar machen. Vietnam ist ein Land im Umbruch, was man auch hier an vielen Stellen sehen kann.

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Die letzten Tage dieser faszinierenden und sehr abwechslungsreichen Reise verbrachten wir in Saigon, die mit 10 Millionen Einwohnern größte Stadt Vietnams. Saigon ist dabei, eine moderne asiatische Großstadt zu werden. Jeder Einwohner hat zumindest einen Motorroller und so herrscht auch hier fast rund um die Uhr ein vielspuriges Verkehrschaos. (Fotos und Texte: Martin Ristl)

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