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Zahi Hawass: Ägyptologe mit eigener Männermodelinie.

Foto: REUTERS/Steve Crisp

Kairo/Wien - Ohne ihn scheint es nicht zu gehen, aber immer mehr Ägypter wollen auch nicht mehr mit ihm: Zahi Hawass, Ägyptologe und Antikenminister vor und nach Mubarak, bei dessen Beschreibung das Wort "medienorientiert" selten fehlt, ist zu einem Jahr Zwangsarbeit verurteilt worden - was im neuen Ägypten kein Hinderungsgrund für die Ausübung eines Ministeramts ist. Wobei die rechtliche Lage einigermaßen konfus ist: Hawass legte Berufung ein, gleichzeitig wurde das Urteil ohne Neuverhandlung suspendiert.

Ein Strafgericht hatte Hawass (63) wegen der Missachtung eines früheren Urteils - dabei ging es um einen Pachtvertrag, den Hawass widerrechtlich aufgelöst hatte - verurteilt. Es ist aber bei weitem nicht das einzige Ungemach, das Hawass im Moment verfolgt: Mehrere Beamte in der Antikenverwaltung legten der Staatsanwaltschaft bereits im März eine Dokumentation vor, die beweisen soll, dass er Antikendiebstahl verschleiert und öffentliche Gelder missbraucht hat, meldete die Tageszeiting al-Masry al-Youm. Allerdings wurde Zahi Hawass erst nach dem Lautwerden der Vorwürfe wieder als Minister bestätigt.

Das ärgerte in Ägypten viele - die Hawass auch dafür verantwortlich machen, dass das Ägyptische Museum in Kairo während der Unruhen nicht besser geschützt und so Plünderungen preisgegeben war. Wegen einer anderen, einigermaßen skurrilen Sache gibt es jetzt eine Facebook-Unterschriftenaktion gegen ihn: Hawass wird beschuldigt, im Umgang mit Altertümern ägyptische Gesetze verletzt zu haben. Eine mit seinem Namen vom Label Art Zulu kreierte Männermodelinie wurde nämlich mit Fotos beworben, die zumindest dem ersten Eindruck nach vor ägyptologischen Objekten geschossen wurden.

Medien spekulierten sogar, dass das Mode-Shooting im Ägyptischen Museum stattgefunden habe - was einer Schändung gleichkäme. Das stimmt nicht: Es war in New York, in der King-Tut-Ausstellung, und angeblich vor Kopien. Hawass selbst war nicht dabei. Viele Ägypter sehen jedoch den genialen Selbstvermarkter als Ideenspender am Werk.

Zur Modelinie gehört Zahi Hawass' berühmter Archäologen-Schlapphut, den man auch am Flughafen in Kairo erwerben kann: Zumindest Anfang April noch mit dem Hinweis, dass ein Teil der Einnahmen in die Suzanne-Mubarak-Stiftung fließe. (Gudrun Harrer/ DER STANDARD, Printausgabe, 21.4.2011)