Lissabon - Auch nach dem Hilfsantrag an die EU muss das pleitebedrohte und strukturschwache Euro-Land Portugal für frische Geldmittel immer tiefer in die Tasche greifen. Das ärmste Land Westeuropas brachte am Mittwoch am Kapitalmarkt kurzläufige Staatsanleihen im Gesamtwert von einer Milliarde Euro erfolgreich unter, muss dafür aber neue Rekordzinsen zahlen.

Wie die portugiesische Schuldenagentur (IGCP) in Lissabon mitteilte, wurde zunächst eine Anleihe mit dreimonatiger Laufzeit mit einem Volumen von 680 Mio. Euro platziert. Mit 4,046 Prozent stieg die Rendite allerdings im Vergleich zur letzten entsprechenden Ausgabe (3,403 Prozent) deutlich an.

Für die Anleihen mit sechsmonatiger Laufzeit im Gesamtwert von 320 Mio. Euro erreichte die Rendite unterdessen den Rekordwert von 5,529 Prozent. Erst am 6. April hatte Portugal gleich lang laufende Titel zu Zinsen von 5,117 Prozent emittiert.

Portugal ist nach Griechenland und Irland der dritte Eurostaat, der Milliardenhilfen zur Vermeidung einer Staatspleite in Anspruch nimmt. Finanzexperten der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) analysieren seit vergangener Woche die Lage in Portugal vor Ort.

Die Prüfung der portugiesischen Bücher und die erfolgreiche Aushandlung einer Absichtserklärung mit der geschäftsführenden Minderheitsregierung in Lissabon sind die Voraussetzung für die Gewährung eines Hilfspakets von rund 80 Mrd. Euro, das bis Mitte Mai stehen soll. Am 5. Juni finden in Portugal Neuwahlen statt. (APA)