Bild nicht mehr verfügbar.

Soldaten in Abidjan.

Foto: REUTERS/Finbarr O'Reilly

Wien - Die humanitäre Lage in dem westafrikanischen Bürgerkriegsland Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) ist auch nach dem militärisch durchgesetzten Machtwechsel katastrophal. Wie die Don-Bosco-Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" laut Kathpress am Mittwoch berichtete, sei beispielsweise die Situation in Duekoue, wo die Salesianer eine Missionsstation betrieben, "verzweifelt". "Wir haben keine Nahrungsmittel, die Leute schlafen auf dem nackten Boden", so Pater Vicente Grupeli, Leiter der Missionsstation, die seit Monaten zum Flüchtlingslager für Tausende Menschen geworden ist. Höchstens 8.000 Menschen hätten auf dem beengten Gelände Platz, gekommen seien 30.000. Grupeli: "Die hygienischen Zustände sind katastrophal, und wir müssen hilflos zusehen, wie hier täglich Menschen sterben. Es fehlen Latrinen und Duschen, von Trinkwasser ganz zu schweigen."

Den Salesianern in Duekoue seien die Hände gebunden, ihre eigenen Vorräte an Reis und Energieriegeln hätten sie an Kleinkinder verteilt, nun sei alles aufgebraucht, so der Ordensmann. Die Salesianer haben nun an die internationale Gemeinschaft, Hilfsorganisationen und die UNO appelliert, das Lager minimalen hygienischen Standards anzupassen und mehr Hilfsgüter zu liefern.

Sicherheitslage kritisch

Trotz der Verhaftung von Ex-Präsident Laurent Gbagbo sei das westafrikanische Land weit von der Normalität entfernt. Auch die Sicherheitslage sei weiterhin kritisch, so Grupeli. Ethnische Spannungen, Plünderungen und Vertreibungen gingen in weiten Teilen des Landes weiter. In der Wirtschaftsmetropole Abidjan im Süden hat die große Mehrheit der Beamtenschaft den Appell des neuen Präsidenten Alassane Ouattara am Dienstag ignoriert und die Wiederaufnahme der Arbeit verweigert

"Es ist blauäugig zu glauben, die Flüchtlinge würden nun alle wieder nach Hause zurückkehren. Eine solche Verängstigung wie gerade habe ich in diesem Land noch nicht erlebt", so Pater Grupeli. Die Angst vor weiteren Massakern und Racheakten sei zum ständigen Begleiter der Flüchtlinge geworden. Besonders in den Städten und Dörfern kontrollierten Anhänger Outtaras die Straßen und suchten nach versprengten Gbagbo-Anhängern. "Jeden fragen sie nach der ethnischen Zugehörigkeit, das Land ist tief gespalten", so P. Grupeli. Er rechne mit weiteren Monaten, in denen sich die Don Bosco Missionsstation um die verängstigten Flüchtlinge kümmern muss: "Gerade jetzt ist unsere Sozialarbeit gefragt. Wir müssen mit vereinten Kräften daran mitwirken, dass wieder ein friedliches und solidarisches Miteinander unter allen Ethnien und Religionen möglich ist." (APA)