Fans versammeln sich vor der Südtribüne der Generali-Arena.

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Wien - So mancher Austria-Fan ist hart im Nehmen, also ließ er am Dienstagabend auch den Schlusspfiff über sich ergehen. Die Schönwetter-Fans waren schon nach dem Treffer zum 0:3, aber spätestens nach dem 0:4 von dannen gezogen. Dabei wurde es gerade nach dem Ende des Spiels unterhaltsam. So bekam die Austria ihren wohlverdienten Applaus gespendet, jene aus Lustenau wohlgemerkt, jene aus Wien verzog sich am schnellsten Weg in die Kabine. Nicht nur die Gästetribüne im Westen feierte ihre Cuphelden, auch Ost, Nord und Süd zollten der siegreichen Mannschaft, die laut ihrem Coach Edi Stöhr unter "Trainingsbedingungen auf Bezirksliga-Ebene" leidet, aufrichtigen Respekt. Diese sportlich faire Geste war aufgrund der Leistung und des immer fair geführten Spiels der Lustenauer einerseits angebracht und andererseits die Höchststrafe für die hauseigene Elf. Applaus für den Gegner, das gab es in Favoriten nicht häufig.

Violetter Galgenhumor

Ja, die Austria-Fans bewiesen an diesem Abend Galgenhumor. Ab dem 0:3 ging die Welle durch das Stadion. Dann wurden Herbert Prohaska, Andi Ogris und Milenko Acimovic zum Comeback aufgefordert. Und schließlich sehnte man sich gar Momo Diabang zurück. Letzteres darf als ironischer Ausdruck völliger Verzweiflung gewertet werden. Nun ist so ein Cupdebakel gegen einen Zweitligisten aber nicht ausschließlich lustig, also zogen rund 200 Fans Richtung Süd-Tribüne um verärgert, aber stets friedlich ihren Unmut kundzutun. Zunächst stellte sich Vorstand Markus Kraetschmer der Menge, mit etwas Verzögerung auch Spieler der unterlegenen Mannschaft. Ob die Auswahl dabei über das in Favoriten beliebte Schnick-Schnack-Schnuck erfolgte oder nicht, Roland Linz, Robert Almer und Markus Suttner traten den Gang zu den Fans an.

Linz und Katzian mit Durchhalteparolen...

Kapitän Linz musste nach seiner Ansprache gewiss das Phrasenschwein füttern. Es täte den Spielern leid, die Niederlage sei peinlich und man würde bereits in Ried eine andere Mannschaft sehen. Nicht jeder Fan wollte diesen Worten Glauben schenken ("Das versprecht Ihr uns seit der Derby-Niederlage!"), also ergriff auch Präsident Wolfgang Katzian das Mikrofon. Nachdem er mehrmals unterbrochen wurde, setzte es ein recht emotionales "Hoit's zam amoi und loss mi ausreden", dem ein Raunen und eine sofortige Entschuldigung folgte. Anschließend stellte Katzian die rhetorische Frage bezüglich der möglichen Reaktionen nach einem Schlag in die "Goschen" ("Fresse" für unsere bundesdeutschen UserInnen). "Zruck hauen!", schrie ein junger Mann aus der Menge. Aber natürlich war das sofortige wieder Aufstehen gemeint.

...und Daxbacher als Fels in der Brandung

Als Fels in der violetten Brandung erwies sich einmal mehr Trainer Karl Daxbacher, er beurteilte die Leistung in aller Ruhe als "katastrophal", kündigte eine Aufarbeitung der Niederlage an, wollte die Mannschaft aber nicht öffentlich an den Pranger stellen: "Ich werde mich nicht an den Spielern abputzen, Trainer und Mannschaft sind eine Einheit, wir haben gemeinsam verloren. Es gilt nun, die Mannschaft für das Spiel gegen Ried wieder aufzurichten." Daxbacher, der bei den Fans weiterhin Kredit genießt, erinnerte zudem an die erfolgreichen und attraktiven Spiele im Laufe der Saison. Und tatsächlich wurden die Veilchen oftmals als "spielerisch beste Mannschaft" des Jahres bezeichnet. In den letzten Runden der Meisterschaft gilt es, diesem Ruf wieder gerecht zu werden. Dann kann man angesichts der gestrigen Leistung, vielleicht jene Frage stellen, die der Austria Lustenau bereits jetzt über Twitter auf den Lippen brennt: "Wer hätte das gedacht?" (Philip Bauer; derStandard.at; 20. April 2011)