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Ein Dokument aus dem alten Ägypten von 2010: die berühmte Mubarak-Fotomontage aus "Al-Ahram". Unten das Original.

Foto: DAPD

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Als berühmtester Streich des Chefredakteurs der amtlichen ägyptischen Zeitung Al-Ahram, Osama Saraya, wird die Fotomontage in die Geschichte eingehen, mittels der Präsident Hosni Mubarak bei Nahostgesprächen 2010 in die Frontposition vor US-Präsident Barack Obama gehievt wurde (siehe Fotos rechts). Saraya verteidigte die Fälschung unbeirrt: Er habe nur die (fiktive, Anm.) Führung Ägyptens im Friedensprozess zeigen wollen - und im Übrigen sei das Bild im Präsidentenpalast gut angekommen.

Dass Saraya nicht der richtige Journalistentyp für das neue Ägypten sein würde, war klar: Dennoch dauerte es vom 11. Februar bis Ende März, im TV-Bereich noch länger, bis die ägyptische Regierung beziehungsweise der sie steuernde Oberste Militärrat begonnen hatte, die eingefleischtesten "Mubarakiten", wie sie genannt werden, auf den hohen staatlichen Medienposten zu ersetzen. Länger als ein Monat hatten Journalisten von Al-Ahram und anderen Zeitungen beinahe täglich Proteste in den Redaktionen veranstaltet. Ende März gab es einen Kahlschlag bei den Herausgebern und Redaktionsleitern von Al-Ahram, Rose Al-Yousef, Akhbar Al-Youm, der Nachrichtenagentur Mena und anderen, und wenige Tage später war die ERTU (Egyptian Radio and Television Union) dran.

Das fiel jedoch schon in den Beginn der neuerlichen Demonstrationen, "um die ägyptische Revolution zu retten". Der zögerliche Umbau der staatlichen Medien war einer der Gründe dafür, dass sich die revolutionären Kräfte betrogen - und bedroht - vorkamen. Dass es noch weit fehlt bis zur Meinungsfreiheit, zeigte jedoch die Nacht-und-Nebel-Aktion, in der der Blogger Maikel Nabil am 12. April wegen "Beleidigung des Militärs und Verbreitung von Falschinformation" zu drei Jahren verurteilt wurde, allerdings noch nicht rechtskräftig.

Anders als Tunesien oder Libyen hatte Ägypten jedoch schon vor dem Umsturz eine relativ pluralistische und aktive, wenn auch politisch eingeschränkte Medienszene. Während der Unruhen und kurz nach dem Sturz Mubaraks kam ihre Stunde: Während das staatliche TV in eine Schreckstarre verfiel, schufen kleine, als Unterhaltungskanäle lizensierte Sender Formate für politische Diskussionen und Interviews.

Kleine Kanäle leben auf

Als der Google-Manager Wael Ghonim in Dream TV über seine Haft erzählte und angesichts von Fotos getöteter Demonstranten zusammenbrach, hatte das einen unglaublichen Mobilisierungseffekt. Oder: Von Beobachtern wurde der Rücktritt des noch von Mubarak eingesetzten Premiers Ahmed Sharik als direkte Folge einer Diskussion gesehen, die er mit dem Schriftsteller Alaa al-Aswany auf ONTV führte.

Dass den neuen Kräften der Medienumbau nicht genügt, zeigen Demonstrationen an Publizistikinstituten: Man will nicht mehr von Mubarakiten unterrichtet werden. Gefordert wird eine völlige Zerschlagung der alten Strukturen, inklusive einer Auflösung der Informationsministeriums. (Gudrun Harrer, DER STANDARD; Printausgabe, 19.4.2011)