Wer in diesen Tagen der ÖVP zu nahe treten möchte, erklärt ihr am besten, was sie - mit Blick auf ihre Gründungsmythen - leisten soll. Die ÖVP ist, eingedenk der Sendung Im Zentrum, das schönste Geschenk der Allgemeinheit an deren jeweils Bedürftige: Sie sammelt Kraft in einer Mitte, die man sich paradoxerweise als Leerstelle vorstellen muss.

Es mag also sein, dass dieser logische Unsinn den Erfolg bestimmt, den eine Idee, die keinerlei Arbeit an der Begrifflichkeit entspringt, in der Geltendmachung bizarrer Ansprüche trotz alledem feiert.

Der "Mut zu sagen, was Sache ist" , ist genuin volksparteilich. Zumindest glaubt man - das Parlando von Ursula Plassnik frisch im Ohr - die Findung der "Klarheit in der Sache" dieser extrem heterogenen Partei zuschreiben zu dürfen. Volkspartei, das ist: Mulm, zerknüllter Stoff, ein vages Blinzeln hinab in die Klüfte einer extrem zersprungenen Gesellschaft.

Die wahren Auguren und Sachzuständigen führen - dank Frau Thurnhers Generalzuständigkeit, die man ob einer niederschmetternden Garderobenbläue im Augenwinkel behält - zurück zum Generalverdacht, der schlechthin alles entwertet, was das Wort ÖVP beinhaltet: Tut diese Gesinnungsgemeinschaft, was die innere Struktur ihr nahelegt, ist sie böse. Entsinnt sie sich ihrer Werte, bleibt sie auf der Strecke. Besinnt sie sich ihres "Wertefundaments" (Sebastian Kurz, Jung-ÖVP), bleibt sie übrig. Tollt sie allzu unbefangen herum im Feld der "Selbstbestimmung" , ist sie jenseitig.

ÖVP: Das ist das Erlebnis der Immanenz, gestützt durch einen blauen Studiohintergrund und einige Schüler, die wie das Dekorum aus einer Barbara-Karlich-Show wirken. (Ronald Pohl, DER STANDARD; Printausgabe, 19.4.2011)