Tanzen, wo andere durch den Alltag hetzen: die Frauen der Zweiten Lig Foto: Fabian Dankl

Foto: Fabian Dankl

Graz - Ein ganz normaler Frühlingsnachmittag im Stadtpark. Der Spielplatz ist wie immer gut besucht. Doch in den Bäumen, die zwischen dem Forum Stadtpark und den spielenden Kindern stehen, ist etwas nicht wie sonst. Erwachsene Frauen sitzen da in den Ästen, schwarz gekleidet, nur ein roter Schal oder eine leuchtende Mütze stechen heraus. Die Frauen beginnen sich zu bewegen: Alltagsgesten, Schritte, die alle irgendwie zusammenfließen und beginnen, sich von den umstehenden Menschen abzuheben.

Die Zweite Liga für Kunst und Kultur erobert ganz unaufdringlich, aber unaufhaltsam Zwischenräume der Innenstadt von Graz mit ihrer mobilen Performance where is dance in town. Die Performerinnen, die allesamt auch Dramaturginnen der kurzweiligen Stunde sind, Vera Hagemann, Stefania Kregel, Christina Lederhaas und Nadine Puschnigg, nehmen das Publikum mit auf eine Route durch die Stadt, an deren Ende sie woanders landen - wo, sei hier nicht verraten.

Dabei definieren die Choreografien einsame Orte, aber auch stark belebte, an denen man aufpassen muss, dass man die vier Frauen nicht aus den Augen verliert, neu: Sie wirbeln in Paaren aneinandergeheftet einen Stollen hinab, wie Murmeln in einer steil abfallenden Bahn, oder gehen, rückwärts oder vorwärts, an Ecken, Kreuzungen oder Imbissständen, bis sie sich die Plätze mit ihren Tanz- und Alltagsbewegungen angeeignet haben. Spätestens dann vergisst man das Stadtleben, das sich um die völlig stille Performance viel lauter abspielt. Man nimmt es nicht mehr wahr.

Entstanden ist die Performance im Rahmen des Projekts two steps forward. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD - Printausgabe, 19. April 2011)