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Foto: Reuters/Sakki

Finnland hat ein neues Gesicht. In der Person des 48-jährigen Parteichefs der - wie erwartet - erfolgreichen Rechtspopulisten "Wahre Finnen" (Perussuomalaiset), Timo Soini, trat schon im Vorfeld der Parlamentswahlen ein Politiker in den Vordergrund, der weder optisch noch ideologisch zum Image eines jungen, smarten und weltoffenen Vorreiterlandes passen will.

Soini sieht sich selbst als traditionsbewusst, wertkonservativ und EU-kritisch. Bei TV-Auftritten und in Interviews gibt er sich alle Mühe, andere - und international oft als negativ wahrgenommene - Aspekte seiner Partei herunterzuspielen. Ausländerfeindlichkeit, Ablehnung der Gleichstellung von Homosexuellen, die Forderung nach einem Abtreibungsverbot gehören dazu.

Der 48-Jährige stammt aus der westfinnischen Küstenstadt Rauma. Diese liegt in einer Region mit einem relativ hohen Anteil von "Finnländern" mit schwedischer Muttersprache. Soini spricht selbst ausgezeichnet Schwedisch, seine Partei hat sich aber dem in der Mehrheitsbevölkerung populären Kampf gegen das "Zwangsschwedisch" in den Schulen verschrieben.

Während sich in seiner Partei etliche Elemente vom rechten Rand tummeln - etwa der Islam-Hasser Jussi Halla-aho - kommt Soini aus der Mitte der 1990er-Jahre zerbrochenen "Agrarpartei" SMP. Die zuletzt von dem von Soini als sein Vorbild genannten Populisten Veikko Vennamo geführte Partei war eine innerhalb der finnischen Politik ernst genommene und allseits respektierte nationalistisch-antisowjetische Partei der "kleinen Leute" . Soinis Konzept seiner "Wahren Finnen" knüpft in ihrer isolationistischen Tendenz stark an die SMP an.

Das erklärt vielleicht auch, warum Soini als Person von fast allen politischen Gegnern keineswegs als Paria behandelt wird. Vielmehr genießt er einen an Sympathie grenzenden Respekt, der ihm auch von der Mehrzahl der finnischen Medien zuteil wird. Vielleicht liegt das daran, dass sich viele Finnen nach einer einfachen und ihrem lieblich-patriotischen Weltbild entsprechenen Identifikationsfigur gesehnt haben.

Nur wenige stoßen sich daran, dass Soini mit seiner mythenumsponnenen, auf einer Irlandreise beschlossenen Bekehrung zum Katholizismus in dem lutheranisch geprägten, de facto aber weithin atheistischen Finnland doch ein seltsames Tier ist. Andererseits ist es ja gerade der Hang zur Merkwürdigkeit, der auch einen "Wahren Finnen" ausmacht. (Andreas Stangl/DER STANDARD, Printausgabe, 18.4.2011)