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William neben seiner Gattin in spe.

Foto: AP/Hales

Das ultimative Medienereignis der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton am 29. April dämmert bereits in Form einschlägiger Filme und Dokus herauf. Die repräsentative Rolle, in der ein ganzes Volk durch eine elitäre Familie symbolhaft aufgewogen und politisch stabilisiert werden soll, entspricht nach wie vor adeligem Selbstverständnis. Das Königsdrama ist aber kein politisches Drama mehr. Entkleidet vom einstigen Einfluss, zeugen etwas steif geratene Popstars von einer alten Kultur. Als Einwohner der Yellow Press stabilisieren sie vor allem deren Umsatzzahlen und kompensieren dafür den mangelnden Glanz vieler vom Gelderwerb bestimmter Leben.

Zwei herausragende Filme gelangen durch die Hochzeit zu neuer Aktualität. Helen Mirrens Darstellung in "The Queen" (Sonntag auf ATV, Donnerstag auf ZDF) erzählt von Nähe und Entfremdung zwischen royalen Repräsentanten und jenen, die sich repräsentiert fühlen. Das überalterte Selbstverständnis des Adels hat Mesalliancen selten als gewinnbringende Bindeglieder zwischen oben und unten gesehen. Dem öffentlich gelebten Drama der "people's princess" Diana musste sich zuletzt aber auch die höchste Repräsentantin beugen. Auch der Film The King's Speech fand zuletzt breite Akzeptanz. Statt Hollywood-Kitsch bot er eine märchenhafte Erzählung von der Rückeroberung repräsentativer Strahlkraft in unsicheren Zeiten. Geschichtsklitterung inklusive.

Geschichte schreiben war für den Hochadel ohnehin gestern. Royale Popstars werden offenbar dennoch gebraucht. Zumindest als unversiegbare Quelle für Geschichten. (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 18.4.2011)