Hans-Peter Martin kündigt gegen Martin Ehrenhauser "Anzeige wegen Einbruchs in meine private EDV" an. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn illegale Methoden beim Aufdecken von Missständen im EU-Parlament - Stichwort Knopflochkameras und geheime Tonbandaufnahmen gegen Gegner - waren unter den EU-Abgeordneten bisher vor allem die Domäne von HPM.

Damit und mithilfe der "Kronen Zeitung" ist er (politisch) groß, privat nicht wenig wohlhabend geworden. Ehrenhauser, sein "Zwilling", hat ihn dabei als persönlicher Assistent und seit 2009 als Mandatar der Liste HPM bedingungslos unterstützt - und wohl besten Einblick in die zuweilen ungesunden EU-Geschäfte des früheren Journalisten Martin gewonnen. Kein Wunder, dass er guten Zugang zu Martins Computern in diversen Büros in Wien, Brüssel oder Straßburg hatte: Ehrenhauser war lange sein Büroleiter.

Und hat wohl mitbekommen, wie Martin sein Mandat "vergoldete" - indem er etwa eine Firma "Global Informations GmbH" bediente, sich dabei als Autor und "Speaker" über den EU-Sumpf weltweit vermarktete. Zwischendurch flossen 2,33 Millionen an staatlicher Wahlsubvention in die Ein-Mann-Partei - über seine Firma GI.

Gemäß den laxen österreichischen Regeln der Parteienförderung musste Martin Belege nicht begründen. Das provoziert nun Ehrenhauser, der mit Martin gebrochen hat - und auspackt. Nun ist der Staatsanwalt am Zug. (Thomas Mayer, STANDARD-Printausgabe, 17.4.2011)