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Der nächste Winter kommt bestimmt, im US-TV beginnt er bereits an diesem Sonntag im April. Ein grimmiger Fantasiewinter kündigt sich an, und anders als im richtigen Leben wird er von vielen sehnsüchtig herbeigesehnt: Zehn Jahre nach der Filmversion von Herr der Ringe schickt sich das Fernsehen an, in den Zuschauern abermals eine hochwertige Verflechtung aus Schauen und Staunen im Reich des Unwirklichen auszulösen. Die mit Spannung erwartete Premiere von Game of Thrones gilt nicht aber nicht nur deshalb als das Fernsehereignis des Jahres.

In Größe und Bedeutung steht die Serie dem Fantasy-Epos Herr der Ringe um nichts nach. 40 Millionen Euro kostete die erste Staffel, allein der Pilotfilm kommt auf zwölf Millionen. Zehn Folgen zu je 50 Minuten stehen auf dem Programm - vorerst, denn geplant sind acht weitere Staffeln. Die braucht es, um George R. R. Martins Romanzyklus Das Lied von Feuer und Eis den nötigen Erzählraum einzuräumen. Der 63-Jährige arbeitete an der TV-Fassung mit. Der fünfte Teil der Saga, A Dance with Dragons, erscheint am 12. Juli. Der Promotionfilm verspricht ein bildgewaltiges, aber auch blutiges Spektakel mit Riesenschwertern schwingenden Kämpfern, holden Jungfrauen, gütigen Herrschern und unbarmherzigen Königinnen in einem grau-schwarz getünchten Mittelalter-Land, in dem das Übernatürliche alltäglich unheimlich ist, in dem aber ebenso viel Platz für schwarzen Humor ist: "Sopranos im Mittelalter", nannte das Produzent David Benioff. Eine der Hauptrollen spielt Sean Bean, bekannt aus Herr der Ringe.

"Game of Thrones": Der Trailer

Erfolgreichste Serie

Seine Geschichte, die des Lord Eddard "Ned" Stark, der von seinem Freund König Robert Baratheon nach dem mysteriösen Tod einer seiner Gefolgsleute um Hilfe gebeten wird, ist nur ein Erzählstrang: In der Tradition anspruchsvoller TV-Serien wie The Wire und Lost werden mindestens vier Geschichten parallel erzählt, rund 20 Hauptdarsteller bevölkern die Fantasiewelten.

"Ned" Stark erwartet einen langen, strengen Winter - HBO spürt das Mailüfterl: Schon jetzt ist Game of Thrones die erfolgreichste Serie des Senders im Auslandsverkauf. Interessenten zahlen bis zu 1,7 Millionen Euro pro Folge, 50 Prozent mehr als für The Sopranos, die berühmteste Serie des Abokanals. HBO zählt 40 Millionen Abonnenten. 2011 wird ein neuer Einnahmenhöchststand aus internationalen Verkäufen von 70 Millionen Euro erwartet.

Ein eigenes Kapitel ist die Produktionsgeschichte: Einen Monat nach Beginn der Dreharbeiten ersetzten die Autoren und Produzenten David Benioff und Dan Weiss den Regisseur Thomas McCarthy durch Timothy Van Patten (The Sopranos, Sex and the City, The Wire), besetzten teilweise um, besserten das Drehbuch aus, verlegten den Set von Marokko nach Malta (Irland blieb) und produzierten den Piloten neu.

Im deutschsprachigen Raum läuft Game of Thrones vorerst im Abofernsehen, TNT Serie im Angebot von Sky sicherte sich die Senderechte. Der ORF prüft. Mit Die Tore der Welt, der Fortsetzung von Ken Folletts Die Säulen der Welt, scheint der Bedarf an Mittelalterspektakeln vorerst gedeckt. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 16./17.4.2011)