Keine Erfolgsgeschichten, aber auch keine Geschichten des Scheiterns. Katharina Cibulkas "Getting my name up there" in der Neuen Galerie Innsbruck.

Foto: Neue Galerie / Cibulka

Innsbruck - Zeitgenössische Kunst hat in Innsbruck ein neues Zuhause gefunden, und zwar in der Hofburg. Der neue Raum der Tiroler Künstlerschaft heißt schlicht "Neue Galerie" und ist das mit 95 m2 fast doppelt so große Nachfolgequartier (adaptiert von Architekt Leander) der Stadtturmgalerie, die nach 40 Jahren einer öffentlichen Bedürfnisanstalt weichen musste.

Für die Künstlerin Katharina Cibulka (geb. 1975 in Innsbruck) war das Anlass, in der Eröffnungsausstellung I asked die Frage zu stellen: Sind Toiletten wichtiger als Kunst? Die Toncollage aus Antworten der Passanten beschallt die WC-Anlage des Kunstraums. Ergänzt werden die Interviews durch ein Storyboard aus 30 Bildern, die der Identität der Stadtturmgalerie nachfühlen. Sie ergründet, welch unterschiedliche Zwecke Räume im Laufe der Zeit erfüllen müssen.

Cibulka studierte Film, Kunst und digitale Medien an der New York Film Academy und später an der Akademie der bildenden Künste in Wien. In ihrer Soloausstellung präsentiert sie u. a. ihre Diplomarbeit Getting my name up there - ein Film über New Yorker Musikerinnen, die sie zehn Jahren später neuerlich besucht und erneut über ihre Visionen von Glück und Erfolg befragt hat. Zu hören sind keine Erfolgsgeschichten; allerdings ist es auch kein Diskurs über das Scheitern. Cibulka hinterfragt berufliche Traumrollen und die tatsächlich eingenommene gesellschaftliche Position; dabei interessiert sie besonders das sozioökonomische Umfeld.

Ihrer Arbeit merkt man die Zäsur im Zugang zum Medium Film an: War Cibulkas Herangehensweise zunächst stark vom Dokumentarfilm geprägt, wandte sie sich später zugunsten eines freieren Gestaltungszugangs davon ab. (dns, kafe, DER STANDARD - Printausgabe, 16./17. April 2011)